Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Sonntag 07.04.2024

Europa.

fängt an meiner Haustür an!


„In Zeiten des Wohlstandes und der Freiheit sind viele Dinge normal geworden.
Deshalb vergessen wir vielfach, wie wertvoll sie sind. Der Wohlstand selber, die Freiheit, Heimat aber auch Respekt, Verständnis und Hilfe untereinander, nur wer dieses einmal entbehrt hat vermag den Wert zu schätzen.“

                               Erzherzog Otto von Habsburg, letzter Kaiser der Österreich / Ungarn Monarchie

gebrauchte diese Worte in einem seiner letzten Grußworte, gedacht zur Eröffnung meines Internetportales am 20.08.2008.
Ein Portal, welches in wenigen Tagen Geburtstag feiert, was aus dem Schützenleben in Europa berichtet, über Schützen die heute vielfach belächelt, als Trinker oder potentielle Gewalttäter dahingestellt werden.
Nicht nur dies: unsere Gesellschaft hat einen so deutlichen Ruck nach „Links“ gemacht, das nahezu Jeder, der sich zur Heimat, zu Werten und Vaterland bekennt als „Rechtsorientiert“ abgestempelt wird. DIE LINKE in Düsseldorf beschrieb Schützen vor wenigen Tagen als „gewaltverherrlichend, trinkfest, ohne Berechtigung für die Allgemeinheit, schlechtes Vorbild für Kinder und Jugendliche“


Eine Woche später, nach dem Geburtstag dieses Portals, beginnt das Europa-Schützenfest in Peine.
Hier steht der europäische Gedanke im Vordergrund. Dabei steht Europa, vielleicht sogar unser Land selber, vor einer Art Zerreißprobe. Viele Menschen machen sich Sorgen um die Zukunft, so auch der Hauptmann der Medebacher Schützen, Josef Schreiber. In seiner Rede ">„an Tagen wie Diesen“ fand er vor einem Jahr deutliche Worte, die gehört werden und verhallen….. Flagge zeigen forderte er, Menschlichkeit und den Blick auf den Nächsten.
Die Stimmung in unserem Land indes wird immer kritischer.


Otto von Habsburg war selber bekennender Schütze und so heißt es auch in seinem Grußwort weiter:
Das Schützenwesen ist geprägt von Menschlichkeit und dem Gedanken des Miteinander.
Nur gemeinschaftlich werden die Menschen die Herausforderungen der Zukunft lösen können.
Ein vereintes Europa ist ein großer Schritt dorthin. Aber nicht durch Gesetze und Vorschriften wird Europa zusammenwachsen, sondern durch die Menschen selber. Die Schützen in Europa leisten einen großartigen Beitrag hierzu……
.“

Das wurde geschrieben im August 2008.

Heute 7 Jahre später, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um Dinge und Geschehen in unserem Land zu hinterfragen, weil ich fest überzeugt davon bin, das Otto von Habsburg, als Visionär und einer der größten Europäer seiner Zeit, mit vielen Dingen absolut nicht einverstanden wäre.

Deutschland 2015

Mit der politischen Entscheidung: „Unser Land braucht nicht den Mittelstand und familiengeführte Unternehmen, wir brauchen die internationalen Großkonzerne!“ wechselte Deutschland vor Jahren von der sozialen Marktwirtschaft zum börsenorientierten Denken. Ab diesem Zeitpunkt zählte nicht mehr der Mensch, sondern die Dividende.
Die konsumorientierte Werbung schaffte es, den Menschen eine gewisse Wertlosigkeit zu suggerieren, Abhilfe in Form von Automarken, Wirtschaftsgütern, Smartphones wurden direkt mitgeliefert. Heute zählt das richtige Label oft mehr als der Charakter.

Gebt den Menschen Sinn für ihr Tun, Freiheit es zu tun und sie werden mit Freude schaffen!
Worte, ebenfalls von Otto von Habsburg, anlässlich des 50-jährigen EGS Jubiläums in Mayen.
Heute sehen unzählige Menschen keinen Sinn mehr in ihrer wohlbezahlten Tätigkeit, die Ihnen aber die (für sie) notwendigen Statussymbole beschafft. Hamsterrad, Burn out, Stress und Unzufriedenheit sind Normalität. Wohin mit dem Frust? Wohl meist in Richtung der Schwächeren…

Es ist heute ebenso normal, wenn trotz Milliardengewinne Menschen zu Gunsten des Börsenkurses in die Arbeitslosigkeit geschickt werden, wie utopische 70 % Rabatt.
Unsere Menschen merken das für viele Dinge zu wenig Geld da ist, suchen Gründe, übersehen  das wir hunderte Milliarden €uro in marode und zum Teil sogar korrupte Geld-, und Wirtschaftssysteme investieren. Wo sind Menschlichkeit und Ehrlichkeit geblieben?

Der zunehmende Konsum bedingt die Wegwerfgesellschaft, die sich inzwischen nicht nur auf materielle Dinge beschränkt.
Die Medien zeigen uns, wie schnell Menschen und Partner austauschbar sind, Spaß heißt das Optimum. Aber wo sind Werte wie Treue, Zusammenhalt und Gemeinsinn geblieben?


Wir leben im Wohlstand, haben europaweit die billigsten Lebensmittel und schlagen uns die Bäuche voll. 50 % unserer Lebensmittel werden gekauft und weggeworfen. Wertschätzung sieht anders aus, auch und ganz besonders hinsichtlich der Erzeuger. Was mag der Bauer in Griechenland für seine 0,37Cent „teure“ Schlangengurke wohl bekommen? Geiz ist geil!

Europa 2015

Unsere Gemüter erhitzen sich am Thema Griechenland. Europäische Pleitegeier werden sie beschimpft, faules Volk, Unvermögen, selber schuld! Und wir vergessen, dass wir in den letzten hundert Jahren selber sechs Mal Staatspleite melden mussten. Uns wurde geholfen, ja wir helfen auch, verdienen aber 530 Milliarden €uro pro Monat an dieser Krise. Ist das nun Hilfe oder Geschäft?

Im Osten unserer europäischen Gemeinschaft leben Menschen in elenden Baracken, in Höhlen, in den Großstädten wie Bukarest in der unterirdischen Kanalisation oder auf Müllhalden, in Ländern die weder Arbeit noch Zukunft bieten. Hunger Elend und Gewalt sind an der Tagesordnung.
Die Menschen flüchten von dort, Wirtschaftsflüchtlinge werden sie bei uns genannt und dorthin zurückbeordert woher sie gekommen sind. Perspektivlosigkeit und Hunger sind keine Gründe hier zu bleiben, ist das human oder christlich?

Unser Land zählt zu den größten Waffenlieferanten dieser Welt, aber wir wundern uns, wenn diese irgendwann auch genutzt werden und wir zusätzlich zu den Milliardeneinnahmen der Rüstungsindustrie auch Flüchtlinge zurück bekommen.

Otto von Habsburg:
Nur gemeinschaftlich werden die Menschen die Herausforderungen der Zukunft lösen können. Ein vereintes Europa ist ein großer Schritt dorthin!“


Zur Zeit erweckt vieles den Eindruck, als wäre dieses zur Utopie geworden.
Was würde Otto von Habsburg uns heute wohl sagen wollen, frage ich mich oft und bin froh, noch solche Vorbilder im Hinterkopf zu haben.

Er würde wohl an unsere Vernunft appellieren, besser an unser Herz- oder Bauchgefühl. Otto von Habsburg lebte bescheiden, wusste das materielle Dinge recht unwichtig sind und der Mensch zählt. Darauf würde er uns wohl besinnen wollen. Darauf das wir ALLE Menschen sind ....
Die Probleme unserer Zeit sind nicht einfach zu lösen, da oft globale Zusammenhänge dahinter stehen, werden wir vieles auch nur gemeinsam mit Anderen lösen können.

Schützen saßen als ehrenwerte Bürger in den ersten Parlamenten der entstehenden Städte des Mittelalters, Schützen verteidigten die Bürgerrechte und trugen zur Entstehung der heutigen Städte bei. Schützen haben seit jeher ein scharfes Auge. Dieses sollten sie nutzen, auch um zu schauen was rundherum passiert. Sie sind auch immer politisch neutral geblieben und haben sich nie vereinnahmen lassen.
Das sollten wir beibehalten, in Frieden, Miteinander, mit Herz und Gerechtigkeitssinn!

Zukunftsforscher sind sich einig: die große Völkerwanderung des 21. JH hat gerade erst begonnen und wird kaum aufzuhalten sein. Grund dafür ist die multimediale Welt die bis zum anderen Ende der Welt von unserem Wohlstand erzählt und Begehrlichkeiten in anderen Ländern und Kontinenten weckt. Verständlicherweise!.
Gund sind aber auch zahlreiche Kriegs- und Krisengebiete dieser Zeit, weniger Waffen wären hinsichtlich unseres Bruttosozialprodukts wiederum kontraproduktiv.
Wir könnten auch dazu beitragen, das Menschen in ihrer Heimat bleiben können, weil sie dort von ihrer Arbeit leben können. Diese Entscheidung würde das T-Shirt für 2,- €uro aber deutlich verteuern. Wir müssen lernen, das unser Handeln hier, Auswirkungen hat die über unsere Grenzen weit hinausgehen.

Noch eines würde Otto von Habsburg tun:
Euch / uns allen, ein schönes Europaschützenfest wünschen.
In Frieden und mit Freuden feiern, um den Menschen um uns herum zu zeigen, wie schön europäisches Miteinander sein kann und wie gut es bei den Schützen schon gelebt wird. Lasst uns zeigen, das Schützenleben mehr nur als Hobby ist: eine international funktionierende Gemeinschaft bei welcher das humanistische Gedankengut und ein friedliches Miteinander hohe Priorität besitzen.

Erzherzog Otto von Habsburg in einem Interview für www.schuetzenwesen.eu:
Was die Zukunft betrifft, so sehe ich eine große Aufgabe gerade innerhalb der europäischen Einigung auf die Schützen zukommen. Die Schützen sind nun einmal eine unabdingbare Voraussetzung der Verbundenheit mit der Heimat, aber nicht nur in Worten, sondern auch in der Bereitschaft zu Taten….


„….nicht durch Gesetze und Vorschriften wird Europa zusammenwachsen, sondern durch die Menschen selber!“ sagte Otto von Habsburg, hier wird es Wirklichkeit. Europa fängt an unserer Haustür an…. lasst es uns beginnen!

FOTO rechts: Otto von Habsburg mit Sohn Karl. Habsburg

Rene Krombholz
Ritter in der Ritterschaft des HL Sebastian von Europa (an das Haus Habsburg gebunden)
Betreiber und Chefredakteur www.schuetzenwesen.eu
Öffentlichkeitsarbeit St. Sebastianus Schützenverein Düsseldorf Bilk eV 1445
Öffentlichkeitsarbeit Bezirk 041 Düsseldorf im RSB
Mitglied der Schützenbruderschaft Medebach