Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Montag 22.04.2024

Sturm der Entrüstung

Diskussion um die Gemeinnützigkeit der Schützenverein.


 

Eine Meldung in den sozialen Medien, publiziert vom Sauerländer Schützenbund, entfachte zu Wochenbeginn einen Sturm der Entrüstung. Die Meldung besagte: „Das Finanzamt Meschede hat dem SSB mitgeteilt, dass Schützenvereine zukünftig nicht mehr als gemeinnützig anerkannt werden, wenn sie als Vereinsmitglieder nur Männer aufnehmen“

Um es vorweg zu nehmen:
inzwischen wurde das Finanzamt in Meschede durch NRW Finanzminister Norbert Walter-Borjans wieder zurückgepfiffen, darüber hinaus wird sich der NRW Haushalts- und Finanzausschuss auf Antrag der CDU damit auch am Montag in seiner Sitzung beschäftigen.
Dennoch bleiben Fragen.

Die Grundlagen zur Anerkennung der Gemeinnützigkeit geben keinen Aufschluss darüber, ob dieses Vorhaben des F.A. Meschede rechtlich überhaupt haltbar ist. In unserem Lande gibt es eine Vielzahl von Frauenvereinen, Männer nicht zugelassen, die ebenfalls als gemeinnützig anerkannt sind.

Den Schützen wird immer wieder vorgeworfen nach altmodischer Art Frauen auszugrenzen.
Das ist nicht richtig, in nicht wenigen Schützenvereinen genießen Frauen inzwischen die gleichen Privilegien wie ihre männlichen Kameraden.
Es gibt beim BHDS einen Königinnentag der den Frauen gewidmet ist oder sogar weibliche Verbandsspitzen, so wie Britta Damm bei der IGDS.
Zudem gibt es Fitness Clubs nur für Frauen, Beratungsgruppen und Initiativen wo ebenfalls nur Frauen zugelassen sind. Warum soll es das nicht auch für Männer geben?

Selber bin ich ein Verfechter „Pro Frauen“ bei den Schützen, in meinem Portal www.schuetzenwesen.eu gibt es nicht umsonst die Sparte „Schützenfrauen“
Es kann aber nicht angehen, das Vereine , in denen bisher nur männliche Mitglieder zugelassen sind, verunglimpft und als frauenfeindlich dahingestellt werden!

Es ist mehr als verwunderlich, dass weite Kreise in unserem Land über das Schützenwesen wenig Kenntnis, aber dafür umso mehr Vorurteile haben. Das betrifft auch die Gemeinnützigkeit. Der Sportentwicklungsbericht (im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) und Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)) bescheinigte den Schützen eine monatliche Wertschöpfung von 72 Millionen €uro, die durch ehrenamtliche Leistungen erbracht wird. Vieles davon fließt in Richtung Allgemeinwohl und lässt eine Frage nach rechtmäßiger Gemeinnützigkeit fast absurd erscheinen.

Trotzdem bleibt festzustellen:
Auch die Äußerung von NRW Finanzminister Borjan ist nicht ohne!

„Traditionsvereine wirken im Regelfall weit über ihre Mitgliedschaft hinaus. Deshalb dienen sie der Allgemeinheit und erfüllen die Anforderungen an die Gemeinnützigkeit. Damit ist das Thema für mich vom Tisch.

Dass es nach Auffassung vieler nicht mehr in eine aufgeklärte Zeit passt, wenn Frauen in einem Verein zur Förderung und Pflege von Kultur und Tradition die Mitgliedschaft verwehrt wird, steht auf einem anderen Blatt. Über einen wünschenswerten Sinneswandel sollte jedoch eine offene Debatte entscheiden und nicht die Finanzverwaltung.

Es ist eine Frage der Zeit, bis dieses Thema in den Redaktionen einiger Boulevardblätter wieder hochkochen wird.
Nicht nur unter dem finanziellen Aspekt und der Sicht auf sinkende Mitgliederzahlen ist über Veränderungen nachzudenken.

In den niederländischen Schützenvereinen ist man ein Stück weiter. Dort hat man vor Jahren die Frauen fest integriert, auch dort gab es rege Diskussionen hierzu. Auf breiter Front haben die Niederländer hierdurch aber nur gewonnen.

„ Es ist in den Augen der Öffentlichkeit ein großer Unterschied, ob man die Schützen als uniformierte Männergruppe (assoziiert mit Trunkenheit und Gewalttätigkeit) wahrnimmt oder in einer Gemeinschaft als Paare mit Mann und Frau.“ sagte mir vor einigen Jahren ein Schützenchef der OLS.

Das hat unseren Kameraden im Nachbarland letztlich den Weg in die Öffentlichkeit, bis in die Schulen geebnet. Am OLS Kinder Schützenfest nehmen inzwischen jährlich fast 40 Schulen teil, 14.000 Menschen stehen am Straßenrand , wenn die Schützenkinder an einem Werktag Ihren Festzug veranstalten.

Aber es stellt sich auch die Frage in Richtung Nachwuchs. In vielen Vereinen sind Kinder bis zu einem gewissen Alter zugelassen, Mädels scheiden danach wehmütig aus, das ist vergebenes Potenzial! Nicht zu vergessen der Gedanke: junge Männer gehen in der Regel dorthin, wo auch Mädels sind!