Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Sonntag 07.04.2024

Einmal König sein..?

Es sind bedenkliche Meldungen, die sich im Sommer 2010 bundesweit mehren und Schützenvereine betreffen.


Leere Kassen, Vereine die sich selber auflösen, Mitgliederschwund und nicht zuletzt die zahlreichen Diskussionen um die Thronfolge bei den Königen.

Immer mehr Vereine, die verzweifelt bis kurz vor dem Königsschuss Mitglieder suchen, die bereit sind, ein Amt wie die Königswürde zu übernehmen.
Nein, verwunderlich ist das nicht, wenn man weiß, mit welchen Auflagen und Verpflichtungen so ein Majestäten Dasein in vielen Schützenvereinen verbunden ist. Von Kosten im Wert eines Mittelkassewagens ist die Rede, 25.000 Euro sind vor dem Königsschuss zu hinterlegen, meldet die Presse oder die Vermögensverhältnisse sind vorher zu klären.

Das bestimmte Kriterien erfüllt sein müssen, um als Repräsentant eines Vereins, der für bestimmte Wertvorstellungen eintritt, in Frage zu kommen, das steht außer Frage. Ob für die Kandidatur unbedingt das Bankkonto das ausschlaggebende Kriterium sein muss, das wage ich zu bezweifeln.

Schön, wenn es Kameraden gibt,die sich ein königliches Dasein leisten können. Ihr Einsatz ist zweifelsohne lobenswert. Aber ich bin überzeugt davon, dass es in den Reihen der Schützengilden zahllose Kameraden gibt, die mit Einsatz und Idealismus ein hervorragendes Bild als Schützenkönig nach Innen und Außen abgeben würden.

„Gleich zu Gleich gesellt sich gern“ heißt eine alte Weisheit oder: „der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler!“ Das bedeutet auch, dass nicht unbedingt der reiche Kaufmann aus dem Ort am besten beim Volk ankommen muss, ein authentischer Mensch mit Herz und Idealismus hat vielleicht eher die Chance, die Menschen rundherum zu begeistern!
Auch das sollte man in den Vorständen der Vereine bedenken, wenn es darum geht, wer denn nun überhaupt schießen darf… schließlich hat das Ganze ja auch letztlich mit Werbung für den Verein zu tun.

Und noch eine Frage stellt sich: haben Sie sich schon mal überlegt,wie Sie sich als engagiertes Mitglied im Fußballverein fühlen würden, wenn Sie nie aufs Spielfeld dürften?
Viele unserer Kameraden bringen sich mit Herzblut in die Vereinsarbeit ein. Das Wissen trotz aller Arbeit niemals König werden zu können, nur weil man in einer anderen Gehaltsklasse lebt, ist nicht unbedingt motivierend.

Wenn es dann letztlich bis vor dem Königsschießen durchs Dorf tuschelt: „die haben noch niemand der König werden will…!“fördert dieses nicht das Image. Wer aus den Reihen der Schützen dann die Nerven verliert, steht schließlich als Titelaspirant am Schießstand. Der Vogel mit ein oder zwei Treffern errungen, und das Königsschießen gerät vom sportlichen Wettkampf zur Farce mit schalem Beigeschmack. So sehen es auch die Gäste rundherum…

Eine interessante Variante des König Werden und Sein erlebte ich letztes Jahr im sauerländischen Medebach. Eine Truppe Jungschützen hatte gespart, um König werden zu können. Das Versprechen „wir zahlen Alle ein und Einer wird König, die anderen Hofstaat“ wurde in die Tat umgesetzt. Auch eine Möglichkeit, um wieder auf den Boden der Normalität zurück zu kommen, der Kameradschaft förderlich und für manche Vereine nachahmenswert.
Glückwunsch an den Vorstand in Medebach, der Mut hatte, dieses umzusetzen. Medebach ist Schützenbegeistert und zum Königsschießen der ganze Ort auf den Beinen. Frage ist: was war zuerst: das Ei oder die Henne?

Und auch in meinem Heimatverein Düsseldorf Bilk kennen wir diese Probleme nicht. Bei uns darf wirklich jeder König werden, es sei denn der Leumund lässt dieses nicht zu. In der Vergangenheit waren es KFZ Mechaniker, normale Angestellte, Straßenbahnfahrer, ganz normale Menschen wie Du und ich, die den zweitgrößten Verein der Landeshauptstadt ganz hervorragend repräsentiert haben. Geld und Kapital werden von vornherein nicht erwartet, dafür aber Einsatz und Engagement. Die Zahl derer die gerne Schützenkönig werden möchten ist gewaltig, wenn es danach geht ist bei uns diese Frage für die nächsten 50 Jahre geklärt…

Rene Krombholz