Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Dienstag 26.12.2023

Schwierige Zeiten….

Schwierige Zeiten… das Schützenwesen im Wandel, die Anforderungen steigen



In unserem Land hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel gewandelt. Neuorientierung und Aufbruchstimung sind notwendig um den Problemen und Anforderungen gerecht zu werden und den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu lenken. Dieses trifft insbesondere auch auf die Schützenvereine zu, die gleichzeitig mit etlichen Problemsituationen konfrontiert werden:

NEGATIVES IMAGE
Schützenvereine sind vom Ursprung her eine soziale Notgemeinschaft und waren im Mittelalter mit der Verteidigung der Städte beauftragt, wenn die kriegerischen Heere nicht zur Verfügung standen. Diesen sozialen Charakter haben alle Schützenvereine bis heute in den Statuten verankert und sind in den verschiedensten Bereichen sozial tätig.

In den Jahren des Wirtschaftswunders war es kaum nötig soziale Tätigkeiten zu fördern, geschweige denn sie zu publizieren. Es interessierte nicht - allen ging es gut! Was in der Bevölkerung haften blieb, war die Erkenntnis, das Schützen feiern, gleich zu Hunderten. Das fällt auf - nicht immer angenehm. Daher das Vorurteil „Schützen saufen nur“.

UNVERSTÄNDNIS
Den meisten Menschen sind die Ziele und Gedanken der Schützen ebenso unbekannt wie die Tradition des Schützenwesens. Auch die Wertvorstellungen „Gaube- Sitte – Heimat“ hören sich für viele Menschen eher weltfremd an, obwohl man das auch anders sehen kann:
GLAUBE: Die Kirche als Institution mag zwar für viele an Attraktivität verloren haben, der Glaube an einen Schöpfer ist aber aktueller denn je.
SITTE: Der Begriff Moralapostel ist hier fehl am Platze, selbst die Jugend macht sich frei von mancher Zügellosigkeit und sucht nach neuen Wertvorstellungen. Der Begriff Sitte bedeutet auch: vernünftiges Miteinander, privat und geschäftlich nicht sittenwidrig zu handeln.
HEIMAT: aus dem Willen Heimat und Familie zu schützen entstanden die Bürgerwehren als Vorläufer der Schützenvereine. Fortgeführt bis in die heutige Zeit, mit dem Ziel der gegenseitigen Unterstützung zum Wohle aller.

In einer Zeit wo Unternehmen trotz Milliardengewinne tausende von Menschen in die Arbeitslosigkeit verdammen stellt sich die Frage welches Konzept denn nun wirklich zum Gemeinwohl beiträgt: Glaube – Sitte – Heimat oder Share-holder Value?!


VORSCHRIFTEN UND GESETZE
Ebenso mit Vorurteilen behaftet ist die Tatsache, dass Schützen auch schießen, was vielfach mit Gewalt in Verbindung gebracht wird. Tatsache ist, dass ein Teil der Schützen Schießsport in Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesligen betreibt. Hier gibt es kein wildes Rumballern, Schießsport ist Körperbeherrschung und Konzentration im höchsten Maße. Das Gewehr gilt als Sportgerät und nicht als Waffe.

So sah es auch der zweithöchste Repräsentant des deutschen Volkes – Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages bei seiner Rede zum Bundesfest in Ahrweiler. ( 9/2007)
Mit klaren Worten wie „Zukunft braucht Tradition und hat sie auch verdient!“
zollte er dem Schützenwesen hohen Respekt und stellte klar: Schützengemeinschaft bedeutet nicht schießen sondern soziales schützen! Schützentradition ist heute wieder fast genauso wichtig wie in den Ursprungszeiten, viel wichtiger als es in der Zwischenzeit der Fall war und zum Teil sogar belächelt wurde.


Seit dem schrecklichen Amoklauf in Erfurt wurden sämtliche Sicherheitsrichtlinien überprüft und zum Teil drastisch verschärft. Hier wurden Fehlentwicklungen und Mängel in der Jugendarbeit dem Schützenwesen angelastet um zuständige Stellen zu entlasten. Mit deutscher Gründlichkeit wurden hier Gesetze und Vorschriften geschaffen, die nicht immer der Realität entsprechen.
Problematisch auch das Verhältnis zwischen Veranstaltungen, Schützenfest, Lärmschutz und Anwohnern.

MITGLIEDERSCHWUND
Die demografische Entwicklung hat Folgen. Immer weniger junge Menschen - auch in den Vereinen. Die Älteren verlassen uns, die Mitgliederzahlen sinken. Manche Schützenkameraden, die in den Jahren der Feier- und Spaßgesellschaft unseren Vereinen beigetreten sind um Kurzweil zu erleben, orientieren sich heute um. Auch die

VERÄNDERTE ARBEITSWELT trägt zum Mitgliederschwund bei. Lange Öffnungszeiten im Geschäftsleben kollidieren mit Vereinsevents. Wenn am Schützenfestsamstag Festzug und Biwak vorbei sind und im Festzelt der große Zapfenstreich ertönt, sind viele der Mitglieder noch am Arbeitsplatz. Durch höhere Kosten, Abgaben und Belastungen steht weniger Einkommen zur Verfügung, so dass der Eine oder Andere auch über den Mitgliedsbeitrag nachdenken muss.

FINANZEN
Weniger Mitglieder im Verein bedeutet gleichzeitig weniger Geld in der Vereinskasse.
Nicht nur dieses, in Zeiten leerer Kassen suchen auch andere Institutionen nach neuen Einnahmequellen:
Die GEMA überlegt(e), ob für Marschmusik in Festzügen Gebühren zu erheben sind, wenn diese vor weniger als 70 Jahren komponiert wurden.
Kosten für Polizei, Rettungsdienste und Absperrungen sind in den letzten Jahren ständig gestiegen.
Die Künster-Sozialkasse bittet für jeden Musiker in Tambour-, oder Fanfarencorps zur Kasse, obwohl diese nie eine Leistung werden beanspruchen können.

Aktuell problematisch für viele Vereine: die stark verteuerten Anschlussgebühren der Stadtwerke für Energieanschluss auf den Kirmesplätzen.

Schmückende Fahnen zum Schützenfest sind in der Stadt selten geworden. Früher von Geschäften gern gesponsert ist dieses nach Kostensteigerung des Fahnenamtes vielen zu teuer geworden.

Auch das Finanzamt hat neuerdings sein Augenmerk auf Vereine gerichtet. Wurden früher Biwaks oder Veranstaltungen mit einer Tombola zu Gunsten der Vereinskasse ausgerichtet, so schaut der Fiskus heute genau hin! Sind nicht nur Vereinsmitglieder sondern auch Gäste anwesend, kann das sehr schnell Umsatzsteuerpflicht bedeuten. Auch mit Nachforderungen über Jahre hinweg.

Solch eine Aufzählung könnte man fast beliebig fortsetzen. Aber Gottlob gibt es auch eine große Liste von Helfern, Gönnern und Sponsoren. Ohne diese Unterstützung wäre vieles nicht möglich. Dass eine Ausgewogenheit zwischen Geben und Nehmen bestehen sollte, ist für Schützen selbstverständlich.

Quelle: © Autor - Rene Krombholz - Weiterverwendung auch Auszugsweise nur mit Genehmigung von www.schuetzenwesen.eu – ausgenommen vereinsinterne Zwecke.