Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Montag 22.04.2024

Was machen Monarchen im Schützenwesen?

Schützen und Könige – Könige und Schützen


Adelshäuser und Schützenwesen, eine gute und intensive Verbindung seit Jahrhunderten. Vielfach waren es die Monarchen welche Schützengilden gründeten um den Schutz der Heimat zu gewährleisten wenn das heimische Heer auf Feldzug war. Andere Gilden gründeten sich selber aus sozialen Zwecken, waren aber ebenfalls den jeweiligen Königs,- und Fürstenhäusern zugetan und wurden von diesen vielfach unterstützt.

Diese Verbindungen haben Bestand bis in die Gegenwart. Die bekanntesten Monarchen in dieser Beziehung sind seine Kaiserliche und Königliche Hoheit Graf Otto von Habsburg als Schirmherr der Europäischen Schützen und Prinz zu Sayn Wittgenstein – Berleburg als Hochmeister des Bundes der Historischen Schützen.

Warum engagieren sich Kaiser, Könige, Fürsten für ein Brauchtum welches in der breiten Öffentlichkeit zumindest teilweise mit negativen Vorurteilen belastet ist? Rene Krombholz, Pressesprecher des St.Sebastianus Schützenverein Düsseldorf Bilk und des Schützenbezirks 041 Düsseldorf ging dieser Frage nach und interviewte Graf Otto von Habsburg und Prinz Sayn zu Wittgenstein – Berleburg.

Warum ist Ihr Haus – Ihre Familie dem Schützenwesen verbunden?

Prinz zu Sayn-Wittgenstein:
"Meine Vorfahren mütterlicherseits gehörten zusammen mit dem Landesherren, dem Herzog von Berg, dem Pfarrer von Odenthal und einer Anzahl von Bürgern unserer Gemeinde zu den ersten, die als Mitglieder in dem Bruderschaftsbuch der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Odenthal, das aus dem 16. Jahrhundert stammt, erwähnt sind.
Ich glaube, dass alle meine Vorfahren väterlicher- und mütterlicherseits Mitglieder oder Protektoren der Schützenbruderschaften in ihrer Heimat waren. Die Bruderschaften wurden von den Vorfahren in vielfältiger Weise materiell und ideell unterstützt.“

Nachdem die Habsburger als europäisches Adelsgeschlecht jahrhundertelang über Österreich, Böhmen und Ungarn herrschten zerfiel die Monarchie in den Wirren des Kriegsendes 1918 und die Mitglieder der Familie mussten ins Exil flüchten.

Erzherzog Otto von Habsburg berichtet er habe auch in der Zeit, in der er ein Heimatvertriebener war, sehr viel mit den Schützen zu tun gehabt. Denn eben Menschen, die ihre Heimat verloren, aber sie im Herzen behalten haben, sind durch die Schützenbewegungen ganz besonders wieder an die Heimat erinnert und an die Arbeit für die Wiederbefreiung derselben.

„Ich bin seit langer Zeit in der frühesten Zeit des Kampfes Österreich gegen den Nationalsozialismus mit den Schützen, speziell Tirols aber auch anderer Gebiete verbunden.“ sagt er selber.

Kaiserliche Hoheit:Seit wann bestehen diese Verbindungen zu den Schützen?

Erzherzog Otto von Habsburg: „Die Verbindung meines Hauses zu den Schützen ist eine sehr tiefe. Sie geht ganz besonders auch auf die Ereignisse in Tirol in den Napoleonischen Kriegen zurück. Das ist eine Tradition, die heute noch in unseren Bergen, aber auch in unseren Tälern lebt und die sehr viel dazu beiträgt, den Sinn für Heimat, für Glauben und für die Tradition lebendig zu erhalten. In einer Zeit, in der allzu oft der Patriotismus vergessen ist, ist diese Erinnerung an unsere Geschichte, die die Schützen und meine Familie verbunden hat, von großem Wert

Diese seit Jahrhunderten gewachsene Verbindung zwischen Adelshäusern und Schützenwesen bestätigt auch
Prinz zu Sayn-Wittgenstein: „Bis zur Selbstauflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1803 gab es eine jahrhunderte lange enge Verbindung zwischen den Landes- und Grundherrn als Träger der öffentlichen Verwaltung und den Schützenbruderschaften und -vereinen in unserer Heimat. Viele Vereine und Bruderschaften hatten den Auftrag, in den Städten und Gemeinden für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger und der Kirche zu sorgen. Auch wenn die Schützen nicht diese Aufgaben hatten, sondern kirchliche Gebetsbruderschaften waren, waren die Angehörigen des ortsansässigen Adels Mitglieder dieser Organisationen. Als nach Ende der Monarchien sowohl Adel wie auch Schützen ihre offiziellen Funktionen verloren hatten, blieben sich beide ihrer Geschichte bewusst und hielten die alten Verbindungen aufrecht.“

In welcher Art und Weise werden diese Verbindungen heutzutage gepflegt?

Während Prinz zu Sayn-Wittgenstein als amtierender Hochmeister aktiv im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften agiert lässt es der Schirmherr der Europäischen Schützenbruderschaften mit seinen über 90 Jahren geruhsamer angehen:

Erzherzog Otto von Habsburg: „Die Kontakte bestehen speziell zu den verschiedenen Organisationen und bei Feierlichkeiten der Schützenverbände, bei denen ich sehr viel auch zu den Schützen spreche. Es ist also vor allem ein persönlicher Kontakt, wobei ich ja von vielen Schützenverbänden zu ihrem Ehrenmitglied erwählt wurde.“ Wer den Erzherzog einmal erlebt hat wird sich verwundert die Augen reiben und staunen welcher Elan, welcher Enthusiasmus von diesem Menschen ausgeht, trotz diesen Alters!

Welche Wünsche und Ziele haben Sie in dieser Beziehung zu den Schützenverbänden für die Zukunft?

Prinz zu Sayn-Wittgenstein: Der Wahlspruch Historischer Schützen lautet: für Glaube, Sitte und Heimat! Wenn sich beide, Schützen und Adel, ihrer Verantwortung aus der Geschichte bewusst sind, ihre Bindung an Glauben und Kirche bewahren und in der Gesellschaft für diese Werte, die auch heute sehr aktuell sind, eintreten, werden diese alten Verbindungen auch in der Zukunft weiterhin Bestand haben.“

Erzherzog Otto von Habsburg:
Was die Zukunft betrifft, so sehe ich eine große Aufgabe gerade innerhalb der europäischen Einigung auf die Schützen zukommen. Die Schützen sind nun einmal eine unabdingbare Voraussetzung der Verbundenheit mit der Heimat, aber nicht nur
in Worten, sondern auch in der Bereitschaft zu Taten. Hier kann man immer wieder erleben, wie sehr auch unsere junge Generation eingebunden ist in die Kontinuität der Heimat, aber auch in der Erkenntnis, dass diese Kontinuität auch Verantwortung bedeutet. Es sind nicht nur die Traditionsfeiern, sondern auch der persönliche Kontakt innerhalb der Schützen- verbände, auch vielfach persönlich mit Einzelmitgliedern,die ja geistig eine Elite der patriotischen Kräfte sind.“

„Europa wächst nicht durch die Politik zusammen, vielmehr durch das Miteinander der Menschen die in diesen Ländern leben“ (Präsident Graf Roodenbeke zum 50jährigen Jubiläum der Europäischen Schützen in Mayen)