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Augenhilfe Afrika

Licht in den „dunklen“ Kontinent


Korschenbroich/Kamerun Zu sehen, wie Blinde geheilt werden, hatten sich der Vorsitzende der „Augenhilfe Afrika“, Dr. Franz Thoren, und Vorstandskollegin Gundhild Tillmanns vorgenommen. Sie begleiteten jetzt die erste von der Korschenbroicher Schützen-Initiative mit Spendengeldern finanzierte Operationskampagne in Kamerun. Bewegende Bilder und Schicksale haben Thoren und Tillmanns gesehen und miterlebt, sie haben sie in Bild- und Wort dokumentiert.

51 blinde und fast blinde Menschen konnten in Mora, eine der ärmsten Gegenden Kameruns im hohen Norden, geheilt werden. 321 Augenkranke strömten teilweise sogar aus dem Sudan herbei, belagerten die mobile Augenklinik von Dr. Raoul Cheuteu und Dr. Giles Kameni. Die Ärzte operierten die Bedürftigen kostenfrei. Die „Augenhilfe Afrika“ kam für die Operationsmaterialien und Medikamente auf. Doch 150 weitere Patienten, die am Grauen Star erblindet oder fast erblindet sind, stehen bereits für die nächste Hilfskampagne auf der Warteliste. Die Ärzte und die „Augenhilfe Afrika“ müssen unbedingt wiederkommen und weitermachen. „Wir setzten unsere Hoffnung auf Sie“, bekamen Thoren und Tillmanns von den Menschen in Mora mit auf den Weg.

Wie ergreifend es ist, wenn einem Blinden sein Augenlicht wiedergegeben wird, erlebten beide auch in der privaten Augenklinik von Cheuteu und Kagmeni in Yaundé, der Hauptstadt Kameruns. Eine alte Frau hat nach einer misslungenen Augenoperation in einem anderen Krankenhaus schon alle Hoffnung verloren, jemals wieder sehen zu können. Sie hat starke Schmerzen, seitdem sie zum ersten Mal operiert worden ist. Doch der gute Ruf der Privatklinik hat ihr Mut gemacht, Cheuteu und Kagmeni zu vertrauen. Nun kommt sie in die Sprechstunde, einen Tag nach der Operation. Die Frau ist unsicher, tastet sich am Stock und geführt von ihrer Nichte in die Klinik.

Dr. Cheuteu entfernt den Augenverband. Die Frau sagt zunächst nichts, und wir halten mit ihr den Atem an. „Aber“, sagt sie plötzlich, blickt um sich, „aber ich kann sehen. Ich kann sehen“, ruft sie immer wieder überglücklich. Die Freudentränen kullern ihr dabei aus den Augen, fallen bis auf den Boden. „Jesus, ich kann sehen“, betet sie mit erhobenen Händen und bedankt sich überschwänglich bei Dr. Cheuteu. Ihren Blindenstock hat sie übrigens beim Herausgehen vergessen.

„Solche Momente sind es, die alle Mühen in den Hintergrund stellen“, sagt Dr. Cheuteu. Er weiß: Sehen ist Leben. Vor allen für die Menschen in Nordkamerun, aber auch in sonstigen Landstrichen Afrikas, wo Hunger und Armut regieren, der Alltag ein ständiger Überlebenskampf ist.

Zu den Mühen solcher Operationskampagnen gehört auch der Transport sämtlicher Geräte, Medikamente und sonstiger Ausstattungsgegenstände für eine mobile Augenklinik mit Operationsausrüstung. Alleine der Sockel für das Operationsmikroskop wiegt 34 Kilogramm. Die gesamte mobile Klinik wird in zwei große Kisten zu insgesamt 160 Kilogramm verpackt und kann nur mit umgerechnet 200 Euro Gebühr für das Übergepäck nach Mora eingeflogen werden. Cheuteu und Kagmeni machen diese Tour bereits zum zweiten Mal; sie wollen ihre Hilfe für Mora uns sonstige Gebiete, die bislang ohne augenmedizinische Versorgung auskommen müssen, jedoch verstetigen.

Die „Augenhilfe Afrika“ soll das Ihre dazu tun. So soll auch mit Hilfe des Bürgermeisters und sonstiger Förderer in Mora ein Augen-Zentrum eingerichtet werden. Die tüchtige Hilfsschwester Maryam aus Mora, die bei beiden Hilfsaktionen unersetzbar war, weil sie auch als Übersetzerin für die einheimischen Dialekte und Sprachen dienen konnte, soll nun als Medizinisch Technische Assistent für Augenmedizin ausgebildet werden. Sie könnte den Augenärzten dann zuarbeiten und das ganze Jahr über bis zur nächsten Operationskampagne die Vorauswahl der Patienten treffen und auch die Nachsorge begleiten. Gedacht ist auch daran, dass Maryam in der Optiker-Fachschule Knechtsteden ein Praktikum absolviert. Der Optikerverband Kamerun ist nämlich sehr interessiert an einem Ausbildungsaustausch mit Deutschland.

In Mora werden die eigentlich nur als Beobachter angereisten Vertreter der „Augenhilfe Afrika“ unversehens auch zu praktischen Helfern. Dies gilt vor allem für Franz Thoren. Der promovierte Ingenieur ist nämlich für viele praktische Handreichungen zu gebrauchen: So „operiert“ er kurzerhand das defekte Untersuchungsgerät mit seinem kleinen Taschenmesser, weil weit und breit kein Schrauberzieher aufzutreiben ist. Und er verabreicht den Frischoperierten ihre Augentropfen.

Dr. Raoul Cheuteu, der über die Korschenbroicher Unternehmerfamilie Otten enge Verbindungen nach Korschenbroich unterhält, wird am 30. Mai zur Mitgliederversammlung der „Augenhilfe Afrika“ erwartet und anschließend wieder ausgelassen mit den Schützenbruderschaften und seinem Schützenzug „Pappköpp“ in Korschenbroich „Unges Pengste“ feiern. Berichten wird er über seine Hilfsprojekte auch bei der Tagung für niedergelassene Augenärzte, die von der Mönchengladbacher Tagesklinik „Vision 100“ am 4. Juni auf Schloss Rheydt veranstaltet wird. Bei den Schützen, aus deren Kreisen das Gerüst für die „Augenhilfe Afrika“ entstanden ist, möchte sich Dr. Cheuteu dann auch bedanken. Und er hofft mit der „Augenhilfe“, dass noch viele, viele Schützenhüte für Spendensammlungen herumgereicht werden: Denn die Blindenheilung ist ein machbares Wunder. Und jeder kann dabei helfen.

Spendenkonto der „Augenhilfe Afrika“ 924 481 32 bei der Sparkasse Neuss (BLZ 305 500 00); weitere Informationen unter www.augenhilfe-afrika.de