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Schützen in der Großstadt

Schützen in der Großstadt


„Viel Arbeit und Aufwand, wenig Resonanz: So lässt sich das Fazit zusammenfassen, das der Schützenverein Gelsenkirchen Buer nach seinem Schützenfest gezogen hat. Die Konsequenz daraus ist: Das nächste Fest, für 2013 geplant, fällt definitiv aus“ so berichtet die WAZ.

Sinkende Mitgliederzahlen, wenig Nachwuchs, kaum Interesse am Engagement für einen Verein, schlechtes Image und Vorurteile in der Bevölkerung: Das sind die Rahmenbedingungen, unter denen Schützenvereine in den Großstädten immer mehr zu leiden haben.
„Ich bin Erzieherin, aber ich darf in meiner Einrichtung weder den Kindern, noch den Eltern sagen dass ich im Schützenverein bin. Das hat mir die Leitung verboten!“ so eine Schützenkameradin aus Düsseldorf.

„Man muss sich ja fast schämen zu sagen, dass man im Schützenverein ist, so schief wird man angeguckt….“ so eine männliche Meinung.
Dazu kommen Vorurteile und viel Unwissenheit.
„… und ich habe immer gedacht ihr Schützen macht nur den Karneval..!“ oder aber auch die Frage einer Passantin während eines Schützenzuges: „..wird da jemand beerdigt oder was ist das? Genauso so gut: „Warum verkleidet ihr euch den immer um Krieg zu spielen?“ gefragt von einer Dame um die 30 Jahre alt. Großstadt!

Das Wissen das unsere Städte durch die Schützengilden überhaupt erst überleben konnten, das fehlt auf breiter Basis.

Die ersten Schützengilden entstanden mit den Städten des Mittelalters. Keine ruhige und schon gar keine friedliche Zeit. Es war die Zeit der Kreuzzüge, ein Krieg jagte den anderen, Raubzüge großer Völkerstämme, Hunger, Pest und Cholera waren an der Tagesordnung, die Menschen auf dem Land wurden wie Sklaven unfrei im Frondienst gehalten.

Das Stadtrecht verhieß, für die Menschen zur damaligen Zeit, auch in kleineren Orten Freiheit und war die Vision eines besseren Lebens. Wem es als Unfreiem gelang, für ein Jahr in der Stadt zu verweilen, ohne dass Jemand von außerhalb Anspruch auf ihn anmeldete, der konnte in dieser Stadt Bürger werden, und wurde mit dem Bürgereid in die Gemeinde aufgenommen.

Diese wertvolle Freiheit galt es dauerhaft nach Außen zu schützen, Viele Lehnsherren und Herrscher machten Jagd auf ihre flüchtigen Sklaven und versuchten in die Städte einzudringen. Die Städte wurden zum Schutz mit Stadtmauern umgeben, und es oblag den Schützengilden, den Schutz der Menschen innerhalb dieser Mauern zu garantieren.

Es waren es die Zünfte und Schützengilden dieser Zeit, die sich zusammenschlossen um Schutz und Ordnung aufrecht zu erhalten. Sie kümmerten sich um den Schutz der Heimat und Beseitigung der Pestleichen, gründeten Notkassen für Bedürftige und schufen Statuten, um ein soziales Miteinander und gemeinsames Überleben zu ermöglichen. Dieser Zusammenhalt machte es überhaupt erst möglich das Städte überleben konnten.

Da in die Gemeinschaft der Schützen nur unbescholtene Bürger eintreten durften war es nicht verwunderlich, das viele Mitglieder der Gilden auch gleichzeitig in den ersten Stadtparlamenten dieser Zeit saßen und über die neue Freiheit wachten. Aus dieser Zeit kommt das Sprichwort: "Stadtluft macht frei"

In Gelsenkirchen, aber auch in Nachbarstädten, möchte man den westfälischen Schützentag 2013 ins nördliche Revier holen. Davon verspricht man sich mehr Aufmerksamkeit und Werbung für das Schützenwesen.