Schützenwesen: mehr als 6 Millionen Menschen engagieren sich in den Schützenvereinen Europas. Sie leben und lieben das soziale Miteinander, was nichts anderes bedeutet, dass gegenseitige Hilfe, Respekt und Wertschätzung hohe Priorität besitzen. Schütze zu sein ist mehr als nur Hobby. Es ist eine Lebenseinstellung, die das menschliche Miteinander in den Vordergrund stellt.
Diese Lebensform steht nicht nur im wohltuenden Kontrast zu der heutigen, polarisierenden Gesellschaft, sondern hat (nach Ansicht des Verfassers) auch große Chancen das Lebensideal der Zukunft zu werden.
Manchmal jedoch gerät dieses Miteinander auch an Grenzen, meist in den kritischen Lebensphasen. Krankheit oder Todesfälle sind im Schützenwesen, durch den höheren Altersdurchschnitt der Mitglieder, recht häufig.
Der Umgang mit Erkrankten oder Hinterbliebenen gestaltet sich nicht selten problematisch – die Ursache hierfür liegt in der Werteorientierung unserer Gesellschaft.
Wir leben in einer Gesellschaft, in welcher die Leistung oder Wertschöpfung des Menschen gemessen wird. Das Materielle zählt. Menschliche Werte kommen zu kurz.
Krankheit zählt als Schwäche und als ein Makel.
So kommt es, dass Menschen die erkranken, nicht um Mitgefühl sondern um Schweigen bitten. Hilfe annehmen wird als schwach empfunden. So wird es makabere Realität, wenn todkranke Menschen auf die Frage: „Wie geht es dir?“ lächelnd mit „Danke, sehr gut!“ antworten.
Kritisch ist auch der Umgang mit Angehörigen, die plötzlich allein sind und dann oftmals die Hilfe oder Unterstützung der Gemeinschaft vermissen oder bemängeln.
Wir alle haben nicht gelernt mit solchen kritischen Situationen umzugehen. Diese Themen werden verdrängt und gehören leider nicht in das Bild unserer Leistungsgesellschaft.
Wir bekunden Beileid, oft fallen Sätze wie: „wenn Du Hilfe brauchst, dann ...“ Dabei übertragen wir die Verantwortung um das Ersuchen um Hilfe an die Leidtragenden. Diese sind hierzu aber meist nicht in der Lage, schämen sich und haben ohnehin ganz andere Sorgen.
Nicht selten kommt dann der Vorwurf, es habe sich keiner gekümmert. Oft unberechtigt, denn Verhalten, Kommunikation und Wahrnehmung stehen hierbei nicht selten im Widerspruch.
Das Miteinander hier aktiv zu leben, heißt einfach da sein!
Der Wille oder das Angebot zur Hilfe reichen nicht, das Tun muss im Vordergrund stehen. Einfach mal anrufen, vorbeigehen, Kontakt halten. Oft sind es klein Dinge, die eine große Hilfe sein können, wie Einkaufen oder Kochen. Einfach mal da sein und zuzuhören, das ist wichtiger als immer die richtigen Worte zu finden.
Nur Mut!