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... und es geht doch!

Nachwuchsarbeit für eine neue Zeit!



Brauchtumsvereine haben es in unserer Zeit nicht leicht. In ländlichen Gebieten funktioniert manches leichter, und die Akzeptanz ist größer. Besonders schwer wird es jedoch in Städten und Ballungsgebieten.
Das weiß auch Ulrich Müller, erster Chef des Sankt Sebastianus Schützenverein Düsseldorf-Bilk, der diesen Verein erfolgreich als Großstadtverein etabliert hat.
"Ständig neue Sicherheitsauflagen, Bürokratie und nicht zuletzt steigende Kosten bei sinkenden Mitgliederzahlen machen die Vereinsführung immer schwerer!" bestätigt er.

Der Schützenvereine tun sich – wenn es sich nicht gerade um ländliche Gebiete handelt – recht schwer, insbesondere wenn es um die Gewinnung Jugendlicher geht.
Das Image ist oft angestaubt, das Wissen beschränkt sich auf das, was als Vorurteil verankert ist: feiern, Disco, Party und selbstverständlich auch Mädels – und das ganz ohne Mitgliedsbeitrag.
Jungs gehen halt dorthin, wo Mädels sind. Das ist nicht neu.

Überraschend hingegen ist – und das gerade bei der vielgescholtenen Generation Z – die Suche nach Werten, nach Orientierungspunkten und auch nach sinnvollem Tun.
So sagt es die Shell Studie, eine der größten Umfragen zum Thema Jugend, über diese Generation. 

Im Düsseldorfer Süden waren die Bilker Schützen Vorreiter bei der Öffnung der Statuten gegenüber Frauen.
Der Erfolg gibt ihnen recht.
Jetzt fand sich auch im benachbarten Sankt Sebastianus Schützenverein Düsseldorf-Volmerswerth  - durch den letzten Regimentskönig  Gerd Wächter ein Befürworter der weiblichen Mitgliedschaft, der die Kameraden in der Generalversammlung überzeugte und die Mitgliedschaft von Frauen möglich machte.

Und siehe da:
Zum Schützenfest 2025 marschierte eine neue Jungschützen-Kompanie beim Krönungsball nicht hinten an, sondern vorweg ins Zelt ein.
Jugend nach vorne, das ist unsere Zukunft - ein tolles Bild mit Simbolik. Kompliment an die Vereinsführung.
Acht Mädels und zehn Jungs, geradeaus im strammen Schritt und adrett gekleidet, sie ernteten direkt großen Beifall.
18 neue Mitglieder auf einen Schlag – das ist schon etwas.

Trotzdem konnte man in einigen Gesichtern lesen, dass es auch ablehnende Haltungen gibt.
Nun, Änderungen stoßen nicht immer auf Gegenliebe.
Aber es gab auch Gegenwind, als es um das Wahlrecht der Frauen ging, um die Frage, ob eine Frau kurze Haare oder Hosen tragen darf – und jetzt eben die Frage nach der Mitgliedschaft im Schützenverein.

In vielen Gesprächen, die ich als Ritter der EGS mit ausländischen Schützen in ganz Europa führen durfte, habe ich bestätigt bekommen, dass die Symbiose von Mann und Frau im Schützenverein durchaus Sinn macht und überall – außer in Deutschland – positiv befürwortet wird und Realität ist.

Warten wir ab, was die Zukunft bringt.
Persönlich bin ich der Meinung, dass Frauen, die uns wahnsinnig viel Arbeit abnehmen, unsere Kinder zum Brauchtum erziehen, in die erste Reihe neben uns gehören – und nicht drei Reihen dahinter.
Das gebietet allein schon der Respekt. 
Rein auf die Tradition bezogen lässt sich das "Nein" zu  Frauen ohnehin nicht nachvollziehen: Im Mittelalter gab es bei den Bürgerwehren bereits Marketenderinnen, aber auch Bogenschützinnen. 

Rene Krombholz