Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Dienstag 26.12.2023

Die Geschichte der OLS

Traditionen über Jahrhunderte


Herkunft

Weit vor unserer Zeitrechnung wurde in vielen Orten auf der Welt auf einen (falschen) Vogel geschossen. Zunächst mit Pfeil und Bogen, später mit Schusswaffen. Der Vogel war das Symbol der Fruchtbarkeit, des Frühlings.

Auf diese Fruchtbarkeit, (in Form eines hölzernen Vogel) zu schießen, bedeutete wie ein Phönix mit neuer Kraft aufzuerstehen, für den Schützen, der den Vogel geschossen hatte. Er war immerhin der Beste und wurde zum "König" benannt. In späteren Jahren wurde dem König ein silberner Königsvogel umgehängt. Der König schenkte seinem Schützenverein ein silbernes Schild mit seinem Namen und dem Jahr, in dem er König geworden war. Manchmal wurde das Silber später eingeschmolzen, um notwendigen Zahlungen zu leisten.

Obwohl das Schießen auf einen Vogel eine heidnische Tradition war, wollte die katholische Kirche diesen alten Brauch nicht verbieten. Die Kirche hat diese jährliche Tradition sogar in den Kirchenkalender eingetragen. Auch heute noch lebt bei unseren Schützenvereinen die Tradition, auf den Vogel zu schießen.

Reformation und Gegenreformation

Als die katholische Kirche im 15. Jahrhundert durch die Reformation bedroht wurde, drohte der Bevölkerung große Gefahr. Eine Gegenreformation sollte die Position des katholischen Glaubens stärken. In der Region Limburg führte dieses, unter anderem, zur Schaffung von zahlreichen Schützenbruderschaften, die den Namen des lokalen Kirchenpatrons (Schutzheiligen der Kirche) trugen.

Das Ziel der Gegenreformation war: dem Kult der Heiligen (Devotionalien, Bruderschaften, Prozessionen usw.) ein Merkmal des Katholizismus sein zu lassen, und somit gegen die angebliche Farblosigkeit und Trockenheit des Protestantismus ein Zeichen zu setzen.

Nach dem Verbot, Wiederbelebung

Mit der Ankunft der Franzosen in der Region Limburg, wurden die Schützenbruderschaften verboten. 1795 gingen ihre ganze Besitztümer und Rechte in die kirchlichen Gemeinden über.

Verschiedene Bruderschaften trafen sich heimlich. Es wurde nicht geschossen, aber der Jahrestag des Schutzpatrons wurde immer gefeiert. Leider bedeutete diese erzwungene Pause für viele Bruderschaften ein definitives Ende.

Nach dem Abzug der Franzosen (1815) haben die Schützenbruderschaften wieder mit dem Vogelschießen angefangen. Weil aber die Schützen ihre Aufgabe als Bruderschaft nicht mehr ausüben durften, änderte sich der Name in Schützenverein. Einige blieben aber “Schützen-Bruderschaft” und trugen dieses als Ehrentitel, auch um die guten Beziehungen mit der Kirche zu zeigen.

Mitte des 19. Jahrhunderts fangen die Schützenvereine an, in zunehmendem Maße bei benachbarten Vereinen zu schießen. Dies führte zu einem starken Anstieg der Anzahl der Schützenfeste. Um die Interessen der verschiedenen Vereine zu vertreten, wurde 1888 der erste Schützenbund errichtet. Derzeit gibt es 10 Schützenbunde im belgischen und niederländischen Limburg.

Das Oud-Limburgs Schuttersfeest (OLS)

Das Oud-Limburgs Schuttersfeest (Alt-Limburgisches Schützenfest) ist entstanden in der Belgische Provinz Limburg. Eines der Bestimmungen dieses Schützenfest lautet, das der Gewinner diese Veranstaltung im nächsten Jahr organisieren darf. Zunächst gab es nur belgische Teilnehmer, aber ab etwa 1860 wurde dieses Fest auch in der Niederländische Provinz Limburg organisiert. Es trug dann den Namen “Groot Internationaal Schuttersfeest”(“Großes Internationales Schützenfest”).

Schon in 1874 und 1879 hat der Schützenverein “Het Heilig Kruis”aus Grevenbicht dieses Fest als Vorläufer vom OLS organisiert.

Im Jahre 1906 wurde dann in Buggenum der Name geändert von Groot Internationaal Schuttersfeest nach Oud-Limburgs Schuttersfeest (OLS).

Das OLS steht auch heutzutage unter offizieller Schutzherrschaft von König Filip von Belgien und König Willem Alexander der Niederlande. Daneben steht das OLS auf den Belgischen und Niederländischen Listen für Immaterielles Kulturerbe.

Die OLS-Federation

Ursprünglich gab es keinen Dachverband, der die Regeln und Bestimmungen aufstellte, das führte oft zu Protesten.

1937 wurde deshalb die Oud-Limburgse Schuttersfederatie (Alt-Limburgische Schützenfederation) gegründet. Jeder Organisator fungiert seitdem nach den gleichen Regeln und Bestimmungen, die in einer umfassenden Satzung festgelegt worden sind.

Kinjer-OLS

Zwei Wochen vor dem großen OLS wird seit 2005 ein Kinjer-OLS (Kinderschützenfest) organisiert. Dieses Fest hat die gleichen Wettkämpfe wie das große OLS. Es beteiligen sich Grundschulen aus dem belgischen und niederländischen Limburg wobei sie, sowohl in der Vorbereitung als am Tag selber, großen Wert auf ihre Präsentation von selbstgemachten Uniformen, Musikinstrumenten, Fahnen usw. legen. Es wird aber nicht mit ein großen Schützengewehr geschossen, sondern mit einem normalen Luftgewehr.

Das OLS-Fest

Es beginnt mit einer heiligen Messe am Tag vor der großen Veranstaltung. Dann wird am nächsten Morgen das OLS offiziell mit einer Flaggenparade und Inspektion der angetretenen Schützenvereine eröffnet. Der OLS-Präsident und die Gouverneure von belgisch und niederländisch Limburg schreiten die Reiher der angetretenen Gilden ab. Während dieser Zeremonie werden natürlich die Nationalhymnen von Belgien, der Niederlande und Limburg gespielt.

Wenn sich danach die vielen Besucher in die Straßen des großen Festzuges begeben, lösen die Gouverneure als auch die Bischöfe von Roermond und Hasselt zuerst noch ihre Ehrenschüsse aus.

Anschließend setzt sich ein großer Festzug von etwa 160 Schützenvereinen in Bewegung. Der Festzug wird angeführt mit einem traditionellen Pferd und Reiter. Die begeisterten Zuschauer können sich über 3 Stunden von vielen verschiedenen Schützen, Uniformen, Musik aber auch Ernsthaftigkeit der Teilnehmer begeistern lassen.

Alle Schützenvereine tragen verschiedene Uniformen. So gibt es Vereine, mit Uniformen die von der Armee oder Gilden abgeleitet sind, bis hin zu Fantasie-Uniformen.   Jeder Teilnehmer gibt an diesem Tag sein Bestes. Es sind schließlich viele Preise zu gewinnen sowohl während des Festzugs, als danach bei den anderen Wettbewerben.

Andere Wettbewerbe

Ein Teil der großen Festwiese ist hergerichtet für eine Fülle von Wettbewerben. So werden durch einer Jury zum Beispiel das schönste Königspaar, die beste Musik, der beste General usw. beurteilt.

Das Schießen

Das Gewinnen des Schießwettbewerbs ist der wichtigste Faktor , um im nächsten Jahr das OLS organisieren zu dürfen. So begründet sich, dass es hier immer sehr viele Zuschauer (bis zu 20.000) gibt.

Nach einem bestimmten System wird der Gewinner ermittelt. Heutzutage dauert dieser Schießwettbewerb zwei Tage, bis ein Gewinner ermittelt ist.

Das Schießen ist ein Mannschaftswettbewerb von je sechs Schützen. Sie schießen auf kleine schwarze Holzwürfel, die in einer Höhe von 15-18 Metern aufgestellt sind und der vertikalen Reihe nach abgeschossen werden müssen. Jeder Schütze darf drei Schüsse abgeben.

Sobald alle sechs Schützen ihre Würfel abgeschossen haben, gibt es einen Jubeln der Fans und man darf weiter zur nächsten Runde. Wird ein Ziel verfehlt, dann ist nicht nur die Mannschaft, sondern der ganze Schützenverein aus dem Rennen.

Wenn es noch maximal 30 Schützenvereine im Rennen gibt oder die Lichtstärke nur noch 100 Lux beträgt, wird das Schießen für den Tag beendet. Die letzten Teilnehmer dürfen dann am nächsten Samstag wiederkommen für das Große Finale. Das bedeutet also eine ganze Woche voller Stress und schlafloser Nächte.

Das Wiederkommen am Samstag bedeutet für viele Schützenvereine schon einen Sieg. Das Gewinnen des Schießwettbewerbs und somit “D’n Um”(die Trophäe) ist die Krönung des Vereins.

Text: Wim Pijpers Herzlichen Dank dafür