Heute von 50 Jahren, es war der 23. August 1968, als ich mit 10.000den Prager Bürgern das Kriegsscenario zum jähen Ende des Prager Frühlings erlebte.
In der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 wurde der aufkeimende Freiheitsgedanke der Tschechoslowaken durch Ostblock erstickt.
Über 250.000 Soldaten, LKW Kolonnen, Flugzeuge, Panzer, so hatten wir es bereits in den Frühnachrichten erfahren.
Schnellstens packten wir im heimischen Ostwestfalen unsere Sachen und machten uns mit einem DKW auf den Weg in die goldene Stadt.
Meine Großmutter lebte zu der Zeit dort, wir wollten sie holen und nach Deutschland in Sicherheit bringen. Ein wahnwitziges Unterfangen, das hätte für uns in Sibirien oder sonst wo enden können.
Die Hinfahrt wortlos, voller Angst. Die NATO hatte Großalarm gegeben, zog alle Truppen in Süddeutschland zusammen.
Auf den 300 km von Frankfurt bis zur Grenze waren mehr Natotruppen als Privatfahrzeuge unterwegs.
Jeden Moment konnte sich ein Krieg entzünden..
Der 23. August in Prag. Menschen stellten sich vor Panzer, LKWs; Panzer und Busse brannten, zwischendurch Schusssalven und Schreie.
Radio, TV und Zeitungsredaktionen waren besetzt und geschlossen, Berichterstattung fand nur noch auf handgeschriebenen Zetteln auf den Schaufenstern statt.
Öffentliches Leben gab es keines, stattdessen Tumulte und Proteste gegen die Besatzer. Geschäfte und Tankstellen hatten geschlossen, nichts fuhr mehr, Generalstreik.
Ein Blumenmeer am Wenzelsplatz gedachte der bereits ums Leben gekommenen Studenten, die hier im Kampf für die Freiheit ihr Leben verloren hatten.
Fast wäre ich selber dran gewesen als ich einen russischen Panzer aus ziemlicher Nähe fotografierte. Das brüllende „STOI Kamera!“ habe ich bis heute im Ohr, ich rannte los, hörte die mir geltenden Schüsse, warf die Kamera ins Gebüsch und lief zickzack um mein Leben.
Die Rückfahrt nach Deutschland, mit der Oma ohne Ausreisegenehmigung, 200 Liter Benzin im Kofferraum und hunderten von Fotos in der Tasche wurde dramatisch.
Auf Fluchthilfe stand Zuchthaus.
Viele Grenzstationen waren schon hermetisch abgeriegelt, stündlich wurden es mehr.
Unser Kontaktmann lotste uns bis hinunter nach Österreich wo wir soeben noch Durchlass fanden.
Diese Tage im August 1968 haben mir in jungen Jahren gezeigt wie wertvoll, aber auch wie verletzlich Freiheit ist.
Viele junge Menschen heute, kennen und wissen nichts vom kalten Krieg, von Zerwürfnissen zwischen Ost und West, sind in Frieden und Wohlstand groß geworden, haben noch nie Kriegsgefahr gespürt.
So richtet sich ihr Augenmerk mehr auf ihre persönliche Freiheit, wobei oft die Mitverantwortung außer Acht gelassen wird.
Letztlich heißt Freiheit Verantwortung und verpflichtet uns, bestimmte Dinge zu erhalten und weiterzuführen, um den Frieden und ein soziales Miteinander zu sichern.
Nachrichten über Kriegsgeschehen nicken wir heute eher unbeteiligt ab, wen stört es, wenn elendig Tausende im Mittelmeer ersaufen? Wo bleibt unsere Mitverantwortung?
Ein erfreulicher Gegenpart fand jetzt, im August 2018, in Leudal statt.
Rund 20.000 Schützen aus zwölf Nationen demonstrierten eindrucksvoll, wie Völkerverständigung und internationales Miteinander, erfolgreich gelebt und praktiziert werden kann.
Ein friedliches und vereintes Europa, so wie ich es mir (und viele Andere) wünsche/n ist durchaus realisierbar. Wird aber nur funktionieren, wenn wir auch ein Augenmerk auf unser Umfeld haben und persönliche Egoismen ausblenden.
So bestätigte es auch Erzherzog Karl von Habsburg in Leudal beim Verlesen der Friedenserklärung, so entspricht es den Zielen der EGS und Ritterschaft.
So wünsche ich mir das der Leitsatz PRO DEO PRO EUROPAE CHRISTIANAE UNITATE PRO VITA (Für Gott, für ein vereinigtes, christliches Europa, für das Leben) noch schnellere Verbreitung und Begeisterung zu mitmachen findet.
Rene Krombholz