Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Montag 22.04.2024

SCHÜTZEN - das unverstandene Brauchtum?!

Eine Rangelei hat es gegeben,  auf einem Kirmesplatz im Düsseldorfer Süden. 


Ein siebzigjähriger Schützenkamerad stürzte unglücklich,  zog sich einen Schädelbasisbruch zu und starb einen Tag später.
Unser Beileid und Mitgefühl gehört den Angehörigen und seinen  Kammeraden.

Was mich entsetzt ist die Tatsache, dass solche und ähnliche Fälle in Deutschland immer häufiger werden. Gewalt ist sehr wohl ein Thema in unserer Gesellschaft geworden! Bedenklich stimmt mich auch die Tatsache, daß große Zeitungen hier reißerisch von Anfeindungen der Schützen schreiben, und das trotz besseren Wissens. Wäre das Gleiche in einem Gartenverein passiert,  hätte wohl kaum jemand Notiz genommen.

Wenn wir Schützen bestätigen, dass es im Brauchtum immer schwerer wird Nachwuchs zu finden und Brauchtum zu leben,  so hat das seine Richtigkeit. 
Von Anfeindungen ist bei uns allerdings nirgendwo die Rede!!!

Schützen vertreten Werte und Traditionen, die heute nicht mehr zeitgemäß erscheinen und  für viele unserer Bürger unverständlich sind.  Ein junger Mann Mitte 20 hat heute  ein völlig anderes Weltbild, wie der sechzigjährige Schützenkamerad.  Er kennt den Begriff des „ehrenwerten Kaufmanns“  ebenso wenig,  wie er bekannten Persönlichkeiten Glauben schenkt.  Er ist aufgewachsen mit Meldungen von  korrupten Politikern und  verurteilten Staatsmännern. Er kennt keine Vorbilder mehr, ist im Glauben,  dass man auch ohne Schulabschluss das große Geld  machen, und jeder ein Super Star oder Topmodel werden kann.

Genau an dieser Stelle fängt es aber an problematisch zu werden!
Wie wissenschaftlich repräsentative Umfragen (Shell Studie) seit Jahren belegen, hat die jüngere Generation, gerade wegen ihrer Verunsicherung, durchaus Interesse und Bedürfnis nach Werten, Verlässlichkeit, Kameradschaft.  Die Frage ist aber, was Diese von uns wissen und auch halten. Andersherum gefragt: wie zeigen wir uns? Was nimmt man von uns wahr? Sorry: Feier-, und Spaßverein? Das können andere besser!

Ethik oder  soziale Kompetenz, in anderen europäischen Ländern Pflichtfach  in der Schule, bei uns unbekannt.  Woher sollen junge Menschen eine Affinität zu  Werten,  Religion und Tradition bekommen?  Schule und Elternhaus scheinen oftmals  überfordert  und vermitteln das auch nicht.

Unter diesem Gesichtspunkt  ist das, auf Unwissenheit basierende Unverständnis , den Schützen gegenüber erklärlich.
Keine Feindseligkeit wie es die Presse schreibt, sondern Unverständnis, ist an der Tagesordnung.
Die Frage ist nur:  wir kompensieren wir dieses Wissens- und Wertevakuum?

Auch die in letzter Zeit verstärkt einsetzende  Öffentlichkeitsarbeit wird nicht viel  ändern können!  Menschen, die Vorurteile oder Desinteresse den Schützen gegenüber haben, lesen solche Nachrichten erst gar nicht, wohl aber wenn Nachrichten  negativ sind! Viel Toleranz,  gegenüber weniger interessierten und motivierten Kameraden,  hat dazu beigetragen, dass das Schützenwesen von einer Wertegemeinschaft vielfach  zu einem Feierverein mutiert ist.
Dabei sagt schon Johann Wolfgang von Goethe:  
„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein.  Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen!“

Nur wenn wir lernen wieder das, was wir in unseren Statuten und auf die Fahnen geschrieben haben zu leben,  wird man uns wieder ernst nehmen.
Hier Antworten und Lösungen zu finden, ist die Aufgabe der Zukunft.
Auch um die Werte und das christlich, soziale  Miteinander - als  Kultur des Abendlandes -  zu erhalten.  

Rene Krombholz  <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/32bc158b7e89408bb8d79e21a4577671" width="1" height="1" alt="">