Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Montag 22.04.2024

Nachwuchssorgen?

Unterschiedlicher könnten die Gegebenheiten kaum sein:  


während sich die Einen über ihre Schützen Jugend freuen und sie stolz präsentieren, sind Andere dabei ihren Verein aufzulösen weil der Nachwuchs fehlt.  schnell ist die desinteressierte Jugend als Ursache ausgemacht: keine Erziehung, keine Werte, so das Urteil mancher Verantwortlichen.

Grund genug einmal genauer zu schauen

Als Spaß und Party orientiert wird die jüngere Generation gern dahingestellt. Fehlendes Pflichtbewusstsein, kein Fleiß, keine Verantwortung, diese Defizite werden ihnen schnell nachgesagt. meines Erachtens nicht ganz richtig.

Wir müssen uns  vor Augen führen dass es Faulpelze zu jeder Zeit gegeben hat aber auch unsere eigene Wert Einstellung überprüfen:  das ganze Wirtschaftswunder, der Wiederaufbau der Nachkriegszeit, das war eine unglaubliche Meisterleistung die alle Kräfte, und manchmal auch  darüber hinaus erfordert hat.  Fleiß, Disziplin, bis hin zur Selbstaufgabe waren die Werte dieser älteren Generation. Und oft haben wir Deutschen uns  in dieser Zeit gewünscht:  man müsse leben wie die Südländer oder die Franzosen,  arbeiten um zu Leben und nicht sein Leben nach der Arbeit auszurichten.

Unsere jungen  Generationen sind in einem Wohlstand aufgewachsen den es vorher niemals gegeben hat.  derartige Anstrengungen, wie wir älteren sie an den Tag legten,  sind nicht mehr in dem Umfang erforderlich und so ist es recht normal,  wenn sich hier die Werte und Ansichten  geändert haben.  zudem hat die Erziehung mit dem (verständlichen) Ziel unsere Kinder sollen es besser haben, wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen.

Erstaunlich ist:  repräsentative Studien und Forschungsarbeiten, die sich mit den Werten der Jugend befassen zeigen Werte stehen bei der Jugend hoch im Kurs. So sagt die Shell-Studie als anerkannteste Erhebung:  „Kinder in Deutschland verfügen über ein feines Gespür für Werte und haben eine starke Wertorientierung. So sagen 75 Prozent der 6- bis 14-Jährigen, dass ihnen „Familie“ und „Freundschaft“ „total wichtig“ sind. Daneben haben personenbezogene Werte wie „Geborgenheit“, „Vertrauen“, „Ehrlichkeit“ und „Zuverlässigkeit“ für die Kinder einen klar höheren Stellenwert als etwa „Geld/Besitz“, „Durchsetzungsfähigkeit“, „Ordnung“ – die fast abgeschlagen auf den letzten Rängen liegen, wie auch der Wert „Glauben“.
Werte wie „Vertrauen“ und „Respekt“ sind für die Kinder in den vergangenen Jahren sogar immer wichtiger geworden.

Allerdings weisen diese Studien gleichzeitig auf ein starkes Stadt – Landgefälle hin.  An dieser Stelle kommt ein weiterer Gesichtspunkt ins Spiel: die Erziehung und das Elternhaus.

In ländlich strukturierten Gebieten und Kleinstädten sind die menschlichen Kontakte anders als in Großstädten.  man ist sich näher, achtet aufeinander,  den Einen gefällt das,  Andere flüchten  in die Großstadt wo die Freiheit und Anonymität der Stadt lockt. hier werden dann vielfach ethische Wertvorstellungen persönlich neu definiert und den eigenen Bedürfnissen angepasst, vieles geht verloren und kann auch nicht mehr vermittelt werden.  hieraus resultiert eine Jugend die häufiger auffällig ist und wie es das Elternhaus lehrt,  sich auch in keine Gemeinschaft integrieren möchte.

Die auffällige  Unruhe bei diesen kann man durchaus auch als Haltlosigkeit und Orientierungslosigkeit definieren.  da hat es die Landjugend besser: sie erlebt hautnah wie eine funktionierende Gemeinschaft aussehen kann. Hier ist der Weg in die Gemeinschaft vorprogrammiert - auch mangels weiterer Freizeitaktivitäten.

Genau aber diese locken in der Stadt und besonders Schützenvereine haben es sehr schwer sich gegen Mitbewerber um die Gunst des Nachwuchses durchzusetzen.  die Entscheidung sich dem Wettbewerb mit immer neuen Aktivitäten und Angeboten zu stellen ist meines Erachtens verfehlt, allein der Kostenaufwand ist für kleinere Vereine nicht realisierbar.  persönlich denke ich: wir Schützen sollten uns bei der Nachwuchsarbeit darauf orientieren, was wir können und was wir sind!

Wenn wir wissen dass gerade die jungen Menschen Werte wie  Freundschaft, Kameradschaft, Verlässlichkeit, Orientierung  und soziales Miteinander suchen,  sind die Schützen doch eigentlich der richtige Ansprechpartner.  Doch das muss glaubhaft gelebt und  vermittelt werden.  eine konzentrierte Jugendarbeit erfordert großen Einsatz und  unglaubliche Anstrengung aber auch viel Überzeugungsarbeit auch bei den Eltern. Viele kleinere Vereine und Kompanien werden das nicht leisten können, hier fehlt der Zusammenschluss dem man sich verschlossen hat. Jetzt droht das Aus.

Facebook oder Smartphone ein übel für die Kinder?
das Übel der frühen sechziger Jahren waren die Comic Hefte wie Miky Maus, Fix und Foxi.  Unter dem Schlachtruf sie würden  die Jugend verderben, lesen wird verlernt wurden Comics eingesammelt, wenn man erwischt wurde konfisziert und öffentlich auf dem Schulhof verbrannt.  Jede nachwachsende Generation scheint nach Ansicht der Alteren besonderen Gefahren ausgesetzt zu sein,  denen man entgegentreten muss.  Vor den Comics war es der  RocknRoll, danach die  Beatles oder jetzt die neuen Medien. Sogar Bach und Beethoven galten in ihrer Zeit als Verderb für die Jugend.

Selber bin überzeugt, dass diese Jugend genauso gut oder schlecht ist wie alle anderen zuvor. Sie ist allerdings verunsicherter aber auch informierter und hinterfragt vieles.

Wir Älteren sollten der Jugend mehr Wertschätzung entgegenbringen und ihre Andersartigkeit (die gleichzeitig auch ihr Vorrecht ist!)  akzeptieren und uns selber hinterfragen
> was leben wir vor ?
> was bieten wir der Jugend ?
> wie überzeugen wir, wie leben wir unsere Werte vor?
> wie geben wir uns nach außen
> stimmt das, was wir über die Jugend denken, wirklich?

Oft hilft es schon unseren eigenen Gedanken eine neue Richtung zu geben. Wenn wir dann unsere Nachkömmlinge mit Wertschätzung an die Hand nehmen,  Ihnen Verantwortung  zutrauen und sie auf ihrem Weg begleiten funktioniert manches wieder was vorher als Unmöglich galt.

 Rene Krombholz
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