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Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Donnerstag 10.10.2024

Schützen für Europa

Otto von Habsburg über die Schützen Europas


Fast unbemerkt von Medien, Geschichtsbüchern und der Öffentlichkeit jährt sich heute, am 19. August ein Ereignis, welches zu großen Veränderungen in Deutschland und Europa geführt hat.  1989, also heute vor 25 Jahren, veranstaltete die Paneuropa-Union, unter der Führung ihres Internationalen Präsidenten Otto von Habsburg, das sogenannte Paneuropa-Picknick, eine Friedensdemonstration an der österreichisch-ungarischen Grenze nahe der Stadt Sopron.

Mit Zustimmung beider Länder sollte dabei (einen Tag vor dem ungarischen Nationalfeiertag am 20 August) ein Grenztor an der Landstraße zwischen Sankt Margarethen im Burgenland und Sopronkőhida (Steinambrückl) in Ungarn symbolisch für drei Stunden geöffnet werden.

Die Paneuropäische Union schildert das Geschehen wie folgt:
Am 19. August, am Vorabend des ungarischen Nationalfeiertages, sollte an der österreichisch-ungarischen Grenze jene paneuropäische Politik, die sich mit der Teilung des Kontinentes niemals abfinden wollte, zumindest für kurze Zeit in die Tat umgesetzt werden.
Bei einem Paneuropäischen Picknick an der Grenze könnten Bürger beider Länder einmal ausprobieren, wie es denn sein würde, ohne Eisernen Vorhang.

Staatsminister Imre Poszgay und Otto von Habsburg hatten die Schirmherrschaft übernommen. “Baue ab und nimm mit!” So stand es auf dem Flugblatt für das Picknick. Die Teilnehmer dürfen sich selbst am Abriss des Eisernen Vorhanges beteiligen und das mit Zertifikat versehene Stück mitnehmen! Wegen des Zertifikates war wohl niemand gekommen. Es ging um die Freiheit.
Der Stacheldraht wurde an mehreren Stellen durchtrennt und abgerissen. Auf dem Wachturm am Rande des Picknick-Geländes wehte die Paneuropa-Fahne. Ein kleines Tor an der Grenze wurde geöffnet. Die fünf ungarischen Zöllner, welche eigentlich ein Tagesvisum ausstellen sollten, wurden überrannt. Einige hundert Bürger der DDR, die hier in Ungarn den Urlaub verbrachten, wurden durch zu tausenden verteilter Flugblätter gelockt – und nutzten die Gunst der Stunde.

661 Deutschen aus der „DDR“ gelang die Flucht in die Freiheit. Diese Massenflucht löste weitere Fluchtwellen und Massendemonstrationen aus und trug nach Darstellung von Erich Honecker in seinem letzten Interview mit der englischen Zeitung Daily Mirror“ entscheidend zum Zusammenbruch des SED-Staates bei.

DDR Staatssekretär Erick Honecker, mit den Ereignissen überhaupt nicht einverstanden, machte in einem Interview mit dem Daily Mirror – Herausgeber Robert Maxwell, der das Interview persönlich führte – Otto von Habsburg für die Massenflucht aus seiner DDR verantwortlich: “Habsburg verteilte Flugblätter bis weit nach Polen hinein, auf denen die Ostdeutschen Urlauber zu einem Picknick eingeladen wurden. Als sie dann zu dem Picknick kamen, gab man ihnen Geschenke, zu Essen und Deutsche Mark, dann hat man sie überredet in den Westen zu kommen.”

Bereits in seinem Grußwort zum Picknick hatte Otto von Habsburg festgehalten:
“Ich bin glücklich, dass wir uns gerade am Vorabend jenes Tages hier treffen, der unserem König Sankt Stephan geweiht ist, und der ganzen Welt beweisen können, dass die finsteren Jahre der Diktatur zu Ende sind und bereits das Morgenrot der Freiheit sichtbar wird.“

Heute haben wir die Freiheit, für welche Otto von Habsburg zeitlebens kämpfte.
Am 20ten August 2008 wurde dieses Portal für die Schützen in Europa online gestellt, es ist dem Lebenswerk des Otto von Habsburg und dem Hause Habsburg gewidmet.

Zur Eröffnung führte ich ein Interview mit Otto von Habsburg und fragte:
„Welche Wünsche und Ziele haben Sie in der Beziehung zu den Schützenverbänden für die Zukunft?“

Erzherzog Otto von Habsburg:
„Was die Zukunft betrifft, so sehe ich eine große Aufgabe gerade innerhalb der europäischen Einigung auf die Schützen zukommen. Die Schützen sind nun einmal eine unabdingbare Voraussetzung der Verbundenheit mit der Heimat, aber nicht nur in Worten, sondern auch in der Bereitschaft zu Taten. Hier kann man immer wieder erleben, wie sehr auch unsere junge Generation eingebunden ist in die Kontinuität der Heimat, aber auch in der Erkenntnis, dass diese Kontinuität auch Verantwortung bedeutet. Es sind nicht nur die Traditionsfeiern, sondern auch der persönliche Kontakt innerhalb der Schützen- verbände, auch vielfach persönlich mit Einzelmitgliedern, die ja geistig eine Elite der patriotischen Kräfte sind.“

Das ganze Interview ist hier zu lesen

Bleibt lediglich zu ergänzen:
„Europa wächst nicht durch die Politik zusammen, vielmehr durch das Miteinander der Menschen die in diesen Ländern leben“
(Präsident Graf Roodenbeke zum 50jährigen Jubiläum der Europäischen Schützen in Mayen).

Otto von Habsburg war auch Schirmherr der EGS (Europäische Gemeinschaft Historischer Schützen) bis er sein Amt 2008 an seinen Sohn Karl von Habsburg Lothringen übergab. Bei Beiden steht der Gedanke an ein friedlich vereintes Europa im Vordergrund, nicht nur bei der Arbeit in der Paneuropäischen Union sondern auch in der EGS wie die Zielsetzung zeigt:

„Als Beitrag zu einem vereinten Europa will die EGS Traditionen, Sitten und Gebräuche der angeschlossenen Verbände bewahren und schützend unterstützen. Dies jedoch unter der größten Berücksichtigung der Selbständigkeit und des besonderen Charakters jeden einzelnen Mitgliedsverbandes. Die EGS will den Geist der europäischen Kameradschaft und Bruderschaft aufrecht erhalten und stärken, so daß eine bleibende, völkerverbindende Freundschaft entsteht.“

www.e-g-s.eu

In der Zeit vom 22. bis 23. August 2014 findet in Olpe die Herbsttagung der EGS statt, Schützen auf dem Weg in Europas Zukunft…..
Otto von Habsburg verstarb am  4. Juli 2011.


 


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