Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Sonntag 07.04.2024

Die Richtung stimmt!

Ende der Diskussionen um Andersgläubige und Homosexuelle


Der Öffnungsprozess der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, vor einem Jahr ausgelöst durch die Debatte um einen muslimischen Schützenkönig, nimmt konkrete Formen an.

Mehr Verantwortung für die Basis, ein klares Bekenntnis zu den christlichen Wurzeln und Traditionen, aber umfassende Bereitschaft zum Miteinander mit Hinzugekommenen aus anderen Kulturkreisen.

Das sind die wichtigsten Punkte einer Grundsatzdiskussion, die der Hauptvorstand am Samstag mit Vertretern der 1.300 Bruderschaften und Vereinen in Langenfeld führte.

Der neue Bundesschützenmeister Emil Vogt aus Leverkusen, der die interne Profildiskussion angestoßen hat, will dem kirchlichen Schützenverbund „eine zeitgemäße und verständliche Grundausrichtung“ geben, ohne die „Zugehörigkeit zur katholischen Kirche in Frage zu stellen“.

Die lokalen Bruderschaften sollen frei entscheiden können, wer aufgenommen wird und damit auch Schützenkönig werden kann. Dem Bundesschützenmeister geht es darum, „durch gegenseitigen Respekt, Ehrlichkeit und Toleranz ein vertrauensvolles Miteinander mit allen gesellschaftlichen Kreisen zu ermöglichen“.

Gemeinsam mit dem Bundespräses der Schützen, Monsignore Robert Kleine aus Köln, hatte Vogt bereits im Sommer in einem Rundschreiben an die 1.300 christlichen Schützenbruderschaften zu einer intensiven Wertedebatte aufgerufen. Die Tagung in Langenfeld, angelegt als offene Grundsatzdebatte, bot jetzt die Plattform zum Austausch der unterschiedlichen Standpunkte. Einig sind sich die Bruderschaften in ihrem Willen zur Integration. Damit folgen sie Emil Vogt, der „jede Form der Ausgrenzung ablehnt“.

Eine Sorge aber beherrscht den von allen gewollten Öffnungsprozess. Vogt: „Wir dürfen bei aller Liberalität unser eigenständiges, kirchliches Profil nicht verlieren.“

„Wer Angehörige anderer Religionsgemeinschaften aufnehmen will, muss wissen, wofür er selbst einsteht“, unterstreicht Vogt. Ihm ist – auch mit Blick auf Zuwanderung und Aufnahme von Flüchtlingen wichtig, dass die christlichen Schützen „jeden Menschen als Geschöpf Gottes anerkennen und ihm mit Achtung begegnen“.

Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften sieht Identität und Integration als grundlegende Zukunftsfragen.

Der Schützenverbund, dem über die örtlichen Bruderschaften und Vereine eine rund 400.000 Menschen umfassende Schützenfamilie angehört, ist ein anerkannter katholischer Verband und versteht sich als Glaubensgemeinschaft. Deshalb verbindet das Präsidium des Bundes die Profildiskussion auch mit der Frage, wie der Glaube öffentlich gelebt werden kann und welche Form des Glaubensbekenntnisses von den Schützen erwartet wird. Der Schützenbund orientiert sich dabei an aktuellen Entscheidungen der Deutschen Bischofskonferenz.

Vogt: „Als kirchlicher Verband müssen wir glaubhaft sein. Wer aus der Kirche ausgetreten ist, kann sich nicht um Aufnahme in einer kirchlichen Gemeinschaft bewerben.“

Der Bundesschützenmeister nimmt auch Stellung zur Frage homosexueller Könige. Er stellt klar: „Die sexuelle Orientierung eines Menschen gehört zu seiner Persönlichkeit und Identität und ist für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich. Homosexuelle Schützenbrüder und Schützenschwestern haben daher selbstverständlich alle Mitgliedsrechte und Mitgliedspflichten, einschließlich der Möglichkeit, die Königswürde zu erringen.“

Von der Profildiskussion in den Bruderschaften und Vereinen erwartet der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften wichtige Hinweise für seine Neuausrichtung. Der intensive Austausch über das Thesenpapier, am Samstag in Langenfeld erfolgreich begonnen, soll im Frühjahr fortgesetzt werden und dann zu Beschlüssen führen.

Vogt will „keinen Bruch mit der Tradition“, wohl aber „eine Debatte um Inhalt und Auftrag von Schützen heute.“ Er will die örtlichen Bruderschaften in ihrer Entscheidungsfreiheit stärken, ihnen aber auch Orientierung geben. Für die Gliederungen des Bundes in den Bezirks- und Diözesanverbänden erhofft er sich klare und nachvollziehbare Regeln, die „unserem Anspruch gerecht werden“.