Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Montag 22.04.2024

Das Mede-Gen

oder ist es ein Bazillus?


Da waren wir mal wieder in Medebach, Schützenfest feiern, zum 14. Mal übrigens und einige neue Leute waren auch dabei.
Nun … Schützenfest feiert man überall und doch scheint es hier etwas Besonderes zu sein.
Die „Neuen“, hier zum ersten Mal dabei, waren von Anfang an fasziniert und bereits am Abend des zweiten Tages sagte einer von Ihnen „Medebach verändert die Menschen!“

Worte über die ich lange nachgedacht habe um festzustellen: ja stimmt.
Aber was ist hier so anders als anderswo?

Wir kennen Schützenvereine als geschlossene Gemeinschaft. Sie feiern gemeinsam, tragen die gleiche Uniform, Gäste oder Außenstehende sind natürlich jederzeit willkommen.
Es gibt auch die, welche dann behaupten: „Hier sitzen wir! Das ist unser Platz!“ und Hinzugekommene damit verscheuchen. Das sind Gottlob Einzelfälle.
In den meisten Vereinen werden Gäste begrüßt und gegrüßt, was will man auch mehr? Sie sind da, das ist OK.
Manchmal ergibt sich auch das eine oder andere Gespräch. Meist ist man jedoch mit den eigenen Kameraden beschäftigt.

In Medebach ist das alles ein bisschen anders.
Da sitzt man zum ersten Mal in der Schützenhalle und wartet der Dinge die da kommen werden und ist urplötzlich von Menschen umgeben und in Gespräche verwickelt. Oder es kommt jemand lachend vorbei stellt ein Bier dahin und sagt „Prost, viel Spaß bei uns! Schön dass ihr hier seid!“
Hier treffen sich Gastfreundschaft und Menschlichkeit in einem besonderen Maße.
Ja, es ist doch so… wir sind alles nur Menschen, also lasst uns auch zusammen feiern.

Nein das kommt nicht von ungefähr.
Medebach ist eine Hansestadt und durchreisende Kaufleute waren seit jeher an der Tagesordnung.
Der große Ferienpark am Stadtrand bringt ebenfalls Gäste, auf die man sich einstellt und Gastfreundschaft pflegt.

Nicht zuletzt gibt es das intensive Leben der Medebacher Schützen.
Recht flache Hierarchien, aber dafür ein tolles Miteinander. Gemeinsam ist man auch unterwegs und wie oft haben wir die Medebacher bei Schützenevents im In- und Ausland getroffen.
Sie selber bringen die Erfahrung mit, wie schön es ist, in der Fremde willkommen zu sein.
Allen voran Hauptmann Josef Schreiber, der seit vielen Jahren mit seinen Mannen das Bild dieser Schützengemeinschaft prägt, indem sie Miteinander und Menschlichkeit vorleben.

In den letzten Jahren ist Hauptmann Schreiber lauter geworden. Der Ritterschaft des Hl Sebastianus in Europa zugehörend setzt er sich für ein friedliches, christliches und vereintes Europa ein, verkennt aber nicht die weniger erfreuliche Realität.
So forderte er in seiner Rede zur Kranzniederlegung anlässlich des Schützenfestes 2017 die Verantwortung jedes Einzelnen auf dem Weg zu mehr Frieden und Einheit.
Er betonte: jeder Einzelne von uns, ist für das große Geschehen verantwortlich.

Richtig: so wie die einzelnen Menschen agieren, so funktioniert letztlich auch die Gemeinschaft.

Nicht zuletzt ist die Medebacher Polonaise (ungewollt) ein schönes Bild hierfür.
Einzeln geht‘s los, man sucht sich eine/n Partner/in – als Paar geht man weiter, wird zur Reihe, daraus dann eine Doppelreihe, die sich wieder mit anderen zusammenschließt, bis schließlich Alle als eine Einheit zusammenstehen.

Jeder Einzelne trägt dazu bei. Ohne viele Einzelne wäre das Ganze nicht möglich.
So leben auch die Medebacher Schützen und verbreiten damit das erst kürzlich erkannte Mede-Gen. Bleibt zu hoffen und wünschen, das es sich möglichst schnell vermehrt und verbreitet.
Bei unseren eingangs erwähnten „Neuen“ hat dieses jedenfalls funktioniert.
Der Schützenverein Medebach hat dadurch 3 neue Mitglieder bekommen.