Leo Niessen gelang beim Europaschützenfest 2018 in Leudal (NL) der goldene Schuss.
Seitdem ist er für die nächsten drei Jahre Europa König der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen. (EGS) Ein König, der so vieles anders, und damit neugierig macht.
Er geht nach vorn, vertritt seine Meinung, seinen Glauben und plädiert für das Schützenwesen. Er ist nahezu jedes Wochenende unterwegs, besucht große und kleine Schützenvereine.
Darum liegt es uns am Herzen, diesem Menschen Leo Niessen (und seiner Ehefrau Irma) einige Fragen zu stellen.
Dieses Interview haben wir ebenfalls dem BHDS für die Vereinszeitung "Schützenbruder" zur Verfügung gestellt.
Leo, bist du Schütze von Kindesbeinen an oder später zum Schützenwesen gestoßen?
Leo: Ungefähr vor 23 Jahren habe ich mich unserem Verein „Schutterij en drumband Sint Martinus“ angeschlossen.
Das Schützenwesen fand ich immer sehr interessant, aber wie ich die Verbundenheit im Verein dann erlebt habe wusste ich, das wir da richtig waren.
Irma, alle unsere Kinder und auch ich, haben in der Drumband gespielt. Bevor ich König unseres Vereins wurde, habe ich die dicke Trommel gespielt.
Was waren deine Gedanken nach dem Königsschuss in Leudal?
Leo: Ich habe nicht gewusst was auf uns zu kommt. Ich habe gezittert wie das Blatt eines Baumes im Wind. Es gab kaum Zeit zum Nachdenken.
Es war wie ein Film, in dem wir plötzlich eine tragende Rolle spielten.
Als wir Nachts todmüde im Bett lagen, glaubte ich, das ich alles nur geträumt habe. Aber dann kamen schon die ersten Fragen in mir auf: „wie schaffen wir das alles???“
Irma, wie hast Du diesen Moment erlebt?
Irma: Yesssss !!! Wunderbar! Wie stolz ich auf Leo war!!!
Und erst danach kam die Besinnung, daß es auch für mich große Folgen hatte.
Leo und Irma, jedes Wochenende seid ihr unterwegs und besucht große und kleine Schützenvereine in den Niederlanden aber auch darüber hinaus.
Warum tut ihr das - und wie bekommt ihr Familie mit Kindern - aber auch das finanzielle geregelt, vieles müsst Ihr ja selbst bezahlen?
Leo: Nicht jedes Wochenende können wir weg. Ich arbeite im Schichtdienst, also auch an vielen Wochenenden.
Fast alle Urlaubstage sind verplant, um Schützenverein und Gilden zu besuchen. Wir sind als Königspaar das Gesicht der EGS und haben die Aufgabe, die schützenliebende Gemeinschaft zu repräsentieren.
Daher sehen wir es als Verpflichtung das Schützenwesen in Europa zu promoten.
Kleine Vereine, die oft ums Überleben kämpfen, bekommen so auch die Medienaufmerksamkeit die wichtig ist, um im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu bleiben.
Unsere 5 Kinder gehen uns über alles, aber sie sind schon in einem Alter, um auf sich selbst achten können.
Auch wenn wir ein paar Tage weg sind: ein Telefon ist da und wir sind auch schnell wieder zu Hause. Das Finanzielle ist ein Kapitel für sich.
Für die Termine der EGS (z.B. Tagungen) gibt es von der EGS eine Regelung, dieser Part ist gut geregelt.
Wenn wir reisen übernehmen manche Vereine die Kosten einer Übernachtung.
Aber kleinere Vereine möchten wir nicht mit Kosten belasten, die wären evtl. gar nicht in der Lage, das Europakönigspaar zu empfangen, in meinen Augen ist das unfair.
Somit übernehmen wir das. Viel kann man sparen, wenn man die Schlafplätze selbst sucht. Irma macht selbst die Haare und spart den Friseur, Blumen werden auch nicht immer mitgenommen u.s.w
Daneben habe ich Pinns (Buttons) machen lassen die wir verkaufen, um einen Teil der Kosten zu decken.
Irma: Wir tun das, weil es für uns eine große Ehre ist, so viele Menschen aus ganz Europa kennenlernen zu dürfen.
Und es ist etwas ganz Besonderes, wenn wir an wichtigen Momenten ihres Lebens teilhaben zu dürfen.
Wenn wir die lächelnden stolzen Augen sehen, die Schützenkinder, wenn wir ein Foto mit ihnen machen!!
Das ist der Grund.Unsere Kinder sind alle erwachsen und ich denke, sie teilen unser derzeitiges Glück…. Hoffentlich
Und ich denke -> sehr wichtig, wenn wir unterwegs sind, sind sie die Regenten im Haus. Aber wir sind nur unterwegs, wenn zu Hause alles okay ist.
Wie sind eure Erfahrungen, jetzt nach fast einem Jahr im europäischen Schützenwesen?
Leo: Es kommt uns noch immer vor als wäre es ein Märchen.
Jeder Besuch den wir machen ist schön. Alle Schützen und Gildebrüder und Schwestern sind eine große Familie und lieben ihren Verein.
Es berührt, wenn jemand über seinen Verein erzählt und man die Liebe und Begeisterung in seine Augen spürt.
Die Liebe zu dem Menschen und dieser Gemeinschaft ist unsere Motivation so weiter zu machen, wie wir es jetzt tun.
Irma: Es macht mir noch immer großen Spaß.
Leo und Irma, was ist euch am Schützenwesen wichtig? Ist das Hobby? Manchmal hat man bei euch das Gefühl: das ist schon eher Lebenseinstellung.
Leo: Wir tun nichts anderes, als vorher auch.
Uns sind im täglichen Leben unsere Familien und die Menschen wichtig, das Miteinander und wo möglich zu helfen wo nötig.
Schütze sein ist kein Hobby, Schütze sein ist eine von Menschlichkeit geprägte Lebenseinstellung, die von Herzen kommt.
Irma: für mich ist es ebenfalls eine Lebenseinstellung!
Was wünscht ihr euch im Schützenwesen für die Zukunft?
Leo: Uns bleiben keine Wünsche, alles was wir uns wünschten wurde schon erfüllt.
Aber für uns aller Europa haben wir Wünsche:
Das sich ganz Europa einander respektiert und Arm in Arm befreundet bleibt.
Ein schöneres Vorbild als das, was wir in Leudal gesehen haben, gibt es nicht.
Lasst uns immer aus unserem Herzen reden und nicht aus Angst.
Irma: Ich wünsche mir Einheit und Zusammengehörigkeit in und für Europa.