Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Montag 22.04.2024

Ehrenamt ist Heimat

Schützen sind das älteste Netzwerk dieser Welt.


Aus dem Mittelalter kommend haben sie, stets demokratischen Prinzipien folgend, Jahrhunderte mit Kriegen, Hungersnöten, Seuchen und verschiedenen Staatsformen überlebt.
Politisch neutral, stand stets der Schutz der Heimat und die Hilfe für Bedürftige im Vordergrund ihres Tuns.
Schützen, schützen!  Insbesondere die Heimat und deren Familien. Politisch neutral bedeutet nicht wortlos zu bleiben, wenn sich Dinge entwickeln, die den Menschen nicht zum Vorteil gereichen, sondern eher schaden.

Der verstorbene Hauptmann der Medebacher Schützen, Josef Schreiber, war ein Mensch der immer wieder Fehlentwicklungen und Missstände in unserer Gesellschaft ansprach. Seine Reden, meist zur Kranzniederlegung am Ehrenmal, bleiben legendär.
Im August 2022, einige Tage vor seinem Todestag, diskutierten wir noch gemeinsam auf seinem Hof. „Schauen wir mal, wie sich das entwickelt. Die da oben wissen scheinbar gar nicht mehr was sie tun!“ waren seine letzten Worte mir gegenüber.

Damit war eine Entwicklung gemeint, die es dem Ehrenamt aber auch dem Mittelstand in unserem Land mit überschäumender Bürokratie und unverständlichen Entscheidungen immer schwerer macht.
Die Rede am Ehrenmal 2023, gehalten vom neuen ersten Hauptmann der Medebacher, Thomas van Dyck, stand denen des Vorgängers nichts nach. Sie folgte den Gedanken des Vorgängers.

Der Begriff „Heimat“ stand im Mittelpunkt dieser Rede. Heimat, ein Begriff, der von bestimmten politischen Gruppierungen mittlerweile verpönt und Heimatliebe in die rechte Ecke gestellt wird.
Van Dyck erinnerte an die Flüchtlinge der Nachkriegszeit, den Vertriebenen aus slawischen Ländern, von den viele eine neue Heimat in Medebach gefunden hatten.
Heimat ist aber stark gefährdet, fuhr er in seiner Rede fort, denn das Ehrenamt wird uns immer schwerer gemacht.

„Heimat ist auch Ehrenamt, aber ohne Ehrenamt keine Heimat!“ so van Dyck.


Er hinterfragte politische Entscheidungen, die uns Bürgern inzwischen immer öfters unverständlich sind.
„Nutzt es den Menschen, oder ist es nur der Wille einer Ideologie folgend, mit allen Mitteln Grün zu werden?“ hinterfragte er und verwies darauf, das ist mehr Farben wie Schwarz und Weiß gibt und alles nachhaltig und maßvoll überlegt entschieden werden solle.

Van Dyck ist im Handwerk tätig und ebenso, wie sein Vorgänger Josef Schreiber, beanstandet er massiv den Umgang der Politik mit dem Mittelstand.
Ausgeuferte Bürokratie, hohe Abgabenlast, unnötige und unklare Vorschriften, eine Politik die Discounter und Billigpreise bevorzugt aber den Menschen keine Nachhaltigkeit beschert.


Der Metzger vor Ort, der sein Tier gesund beim Bauern in der Nachbarschaft abholt muss schließen, nur damit wir unser Fleisch zum Spottpreis einkaufen können, nachdem es auf langen Transportwegen durch halb Europa gequält wurde. Der Supermarkt verkauft industriell gefertigte Semmel für 0,22 €, Der Bäcker vor Ort muss schließen, weil er wenige Cent teurer ist.

Mit jedem ansässigen Kaufmann oder Handwerker geht auch ein Teil Heimat verloren.
Diese Unternehmen waren es, die in der Vergangenheit (nicht nur) unser Brauchtum unterstützen. Discounter, deren Zentrale irgendwo in Europa sitzt, interessiert nicht was lokal in den Städten oder Dörfern, passiert.

Auch zum Umgang der Politik mit dem Brauchtum fand der Hauptmann klare Worte.
Vereine finden keine Zeltwirte mehr! Sind gezwungen ihre Feste selbst zu organisieren, indem sie Produkte kaufen, Lokalitäten anmieten und vielleicht eine Musik bestellen.
In den Augen der Finanzbehörden ist der Schützenverein dann plötzlich ein Wirtschaftsunternehmen, welches Geld verdient.
Prüfungen, Vorschriften ohne Ende und natürlich entsprechende Abgaben in Form von Gebühren oder Steuern werden fällig.

Aus Erfahrung weiß van Dyck, dass einem Bundesschützenfest locker 6.000 bis 7.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit vorhergehen.
Dann kommen Menschen, haben Freude… und die Ausrichter stehen als Verantwortliche beim Finanzamt in der Schuld.

Damit beklagt van Dyck einen Zustand, der bundesweit im Brauchtum für Unmut, bis Entsetzen sorgt.

Redaktionelle Anmerkung:
Die Politik sollte einmal überlegen was hier passiert!
Schließlich erbringen die Deutschen Schützen jährlich einen Betrag von über 800 Millionen Euro, auch in Richtung Gemeinwohl:

Insgesamt engagieren sich in den Schützenvereinen Deutschlands Mitglieder in über 273.000 ehrenamtlichen Positionen. Im Durchschnitt ist jeder Ehrenamtliche 17,7 Stunden pro Monat für seinen Verein tätig. Bundesweit ergibt sich daraus eine Arbeitsleistung von rund 4,8 Mio. Stunden, welche in den Schützenvereinen jeden Monat erbracht wird.

Hieraus resultiert eine monatliche Wertschöpfung von 72 Millionen €uro die durch ehrenamtliche Leistungen erbracht wird.

(Quelle: Sportentwicklungsbericht im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) und Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB))