Während des Schützentages auf dem Weihnachtsmarkt, kam die Regionale Ritterrunde Merode (RRM) in der Ritterschaft vom Heiligen Sebastian in Europa, einmal wieder auf Schloss Merode zusammen.
Im Beisein des Priors der Ritterschaft, Charles Louis Prinz von Merode, konnte Reinhard Marx (Präfactus Militum der Ritterschaft) als Sprecher der RRM etliche Mitglieder begrüßen.
Etliche Punkte wurden in der Runde diskutiert, besondere Aufmerksamkeit erhielt der Vortrag des letzten Europakönigs Leo Niessen, der um einen Rückblick über seine Königsjahre gebeten wurde.
Hier der Originaltext dieses Vortrags:
Liebe Schützenfreunde
Im Frühling 2018 fing, nach unserer Winterpause, das Schützenvirus wieder an zu kriebeln.
Als einfacher Schütze, der auch nichts mit Vorstandssachen am Hut hatte, freute ich mich wieder auf unser Vereinsschiessen jeden Samstag auf unserem Schützengelände. Wir freuten uns wieder auf die Feste, die kommen würden.
Wir hörten auch, dass in unserer Gegend (Leudal) ein Europaschützenfest organisiert wurde.
Ein Europaschützenfest…………. Davon hatten wir noch nie was gehört.
Man sagte, dass es ein großes, geselliges Fest sein sollte, mit Schützen aus mehreren Ländern.
Unsere Reaktion war: “Gibt es denn an anderen Stellen auch Schützen, statt nur in unserer eigenen Provinz?”
In unserer Mitliedversammlung wurde beschlossen, uns das mal anzusehen.
Unser Vorstand hat den Verein eingeschrieben, für den Umzug am Sonntag. Wir wurden dann mit einem Bus dahinfahren, den Umzug mitzumachen und schauen, was ein Europaschützenfest eigenlich ist.
Als König unseres Vereins bekam ich Papiere, um mich einzutragen, für die Teilnahme am Europakönig Schiesswettbewerb. (am Samstag)
Mit Irma habe ich überlegt, dass es eine gute Sache war, um etwas neues zu sehen.
Erstens könnten wir dann am Sonntag im Bus erzählen, wo die Toiletten sind auf dem Gelände, und wo es essen gibt, Bier und alles weitere.
Zweitens würde ich dann eine Runde mitschiessen und sehen, wie man das macht auf einem Europaschützenfest.
Drittens könnten wir dann mittags schnell zu Hause sein, weil eines unserer Kinder an dem Tag seinen Geburtstag hat.
Diesen Geburtstag haben wir nachholen mussen……
AM 18. August 2018 war es dann so weit.
Zusammen mit Irma und unserm Vereinskaiser fuhren wir nach Leudal.
Wir haben unseren Augen nicht geglaubt. Was für eine Pracht an verschiedenen Uniformen, und was für eine Versammlung freundlicher Schützen.
Es wurde noch viel schöner als wir später hörten, dass am Sonntag 50.000 Menschen auf dem Gelände waren, und 2 Polizisten, die Langeweile hatten.
An dem ersten Moment waren uns aber alle Menschen dort unbekannt. Wenn wir heute die Fotos sehen, kennen wir die meisten.
Beim Königsschießen war ich einer von 470 Teilnehmer. Wer denkt dann daran, dass es eine Chance gibt, dass der Vogel fallen wird.
Aber er fiel mir vor die Füße!!!
Ohne zu wissen was das Amt eigentlich enthielt und was es bedeuten würde fur unsere Familien.
Es gab drei Möglichkeiten, wie wir umgehen konnten, mit dem Europa-Königsamt.
- Uns nur sehen zu lassen bei offiziellen EGS-Aktivitäten. Das würde dann ungefähr dreimal pro Jahr sein.
- Eine weitere Möglichkeit bestand darin, zusätzlich zu den offiziellen EGS-Aktivitäten das eine oder andere schöne Fest auszuwählen, an dem wir auch teilnehmen konnten.3)
- Wir haben uns jedoch für die dritte Option entschieden. Soweit es möglich war, haben wir uns überall, als Vertreter des europäischen Schützenwesen, sehen lassen.
Natürlich auch, weil wir das unglaublich schön fanden, aber eben auch um eine Botschaft zu verbreiten. Eine Botschaft der Freundschaft und der Europäischen Einheit.
Wir haben für Alle unsere Herzen geöffnet.
Unser Herz und unsere Gefühle haben uns den Weg gezeigt, quer durch Europa, aber auch durch die schwierigen Corona Jahre.
Tausende Gespräche life oder über Telefon, Freundschaften, die geboren wurden, viele viele Postkarten, die verschickt wurden, durch ganz Europa.
Kleine Momente der Aufmerksamkeit, gemeinsames Lachen, gemeinsam eine Träne vergießen. Es war und ist noch immer ein ereignisreicher Weg, der einen tiefen Eindruck bei uns hinterlassen hat.
Ein Weg, der noch lange nicht zu Ende ist, denn es gibt noch vieles zu tun.
Die Verbreitung vom Europäischen Schützenwesen, die Freundschaften zwischen Ländern werden und müssen weiterhin bestehen, ausgebaut und gepflegt werden.
Jeder Medaille hat aber zwei Seiten, eine Schöne und eine, die nicht so schön ist.
Auch das Europa-Königstum hat zwei Seiten.
In unserem eigenen Verein gab es viele Spannungen, Missverständnisse, Eifersucht und Unwissenheit dadurch.
Durch unser Königstum hatten wir jetzt 2 Herren zu dienen, unserem eigenen Verein und der EGS.
Leider war das nicht so einfach zu realisieren.
Im Laufe dieser Jahre wuchs eine Mauer zwischen uns und dem Verein, bis man uns sagte, es wäre besser, wenn unsere Wegen sich trennen würden.
Deshalb stehe ich jetzt hier in einer eigenen Uniform und nicht in unserer Vereinsuniform. Wir sind jetzt in Ruhe auf der Suche nach einem anderen Verein.
Es ist aber eigentlich egal, welche Uniform man trägt und ob man eine Uniform trägt, Schütze und Ritter ist man im Grunde im Herzen!!!
Was man ist und wie man im Leben steht, wird nicht bestimmt durch die Uniform oder die Orden, die auf der Brust hängen.
Entscheidend ist die Wärme, die von Deinem Herzen kommt, und wie man die Wärme anderen weitergeben kann und will!!!
Aber jetzt sind wir hier unter Freunden, unter Rittern.
Für Gott und für den Glauben einzustehen ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit.
Es stimmt, Kirchen werden immer weniger besucht. Wenn wir bei uns im Dorf die Kirche besuchen, sind da vielleicht zehn Leute anwesend.
Man hat keine Zeit mehr und öffnet darum sein Herz nicht mehr für den Herren, für den Glauben.
Die Kirche ist eine der Wurzeln aller Schützenvereine. Sie wurde durch uns geschützt
Aber Glaube ist in meinen Augen viel mehr als nur Kirche.
Glaube an Deine Mitmenschen. Glaube an die Normen und Werte, die wir früher von unseren Eltern mitbekommen haben.
Dieser Glaube ist genau so wichtig, gerade in dieser Zeit von Krieg und Unruhe in der Gemeinschaft.
Zeit, in der viele Menschen und ihre Familien in unseren Ländern eine Zuflucht und eine Zukunft suchen.
Zeiten in der die Gesellschaft Normen und Werte nicht mehr als normal sieht.
Wir sollen darin ein Vorbild sein.
Ein Vorbild für die Jugend, die unsere Zukunft ist.
Ein Vorbild für alle Menschen, so dass man sieht, das es noch Gutes in der Gesellschaft gibt.
Dann fragt man sich manchmal, wie man das machen kann.
Es müssen nicht gleich große Sachen sein.
Rom ist auch nicht an einem Tag gebaut worden.
Einfache Dinge können für andere Menschen eine große Sache sein, können für jemanden einen guten Tag bedeuten.
Die Leute auf der Straße einfach grüßen, auch wenn sie das nicht zuerst gemacht haben.
Anhalten, wenn jemand die Straße überqueren will, auch wenn Sie selbst Vorrang haben und in Eile sind.
Zeit füreinander haben.
Einander helfen, wo es nötig ist.
Ein offenes Ohr für jemanden haben, kann eine ganz große Hilfe sein.
Mit solchen kleinen Sachen kann man sehen, wo man steht im Leben.
Wenn wir jemanden einen guten Tag besorgt haben, ist das ein Vorbild, was der Andere wiederholen wird.
So wird dieser Kreis immer grösser werden. Aber das geht nicht in einer Nacht, das braucht Zeit.
Auch die Jugend wird es sehen und lernen, es zu schätzen wissen. Sie werden es auch machen, und bekommen wieder einen Glauben an die Menschheit.
Das bringt ihnen Ruhe im Leben, Frieden im Herzen und vielleicht wieder zurück zum Glauben.
Opfert etwas Zeit für die Menschen, für Glaube, Sitte und Heimat.
Leo Niessen
Leo Niessen
Fotos: Peter Jakob Hermann