Die Medebacher Schützen sind nicht nur bekannt für Ihre Offenheit und Gastfreundschaft, für ihre Art Feste zu feiern, sondern auch für die Reden ihrer Hauptleute.
Früher Josef Schreiber und heute Thomas van Dyk, ihre klaren Worte und Statements sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit und Beifall.
Nicht wenige ihrer Worte haben sich im Nachhinein als richtungsweisend erwiesen.
So war es eine Rede mit dem Titel GEMEINSAM, die beim Stadtschützenfest im August 2024 von Thomas van Dyck gehalten wurde.
Der Inhalt wurde im Januar beim EGS Treffen 2025 diskutiert und scheint aktueller denn je.
Jetzt, Monate später, kann man wirklich darüber nachdenken, wie bedeutsam dieses GEMEINSAM in der Vergangenheit war und auch in Zukunft wieder sein wird.
Krupp, Benz, Siemens, sie bauten Wohnungen, um Menschen zu sammeln, gaben ihnen ein zu Hause und schafften GEMEINSAM die Transformation aus der Agrargesellschaft hin in eine erfolgreiche Industriegesellschaft
Auch der gewaltige Wiederaufbau der Nachkriegszeit und das Wirtschaftswunder waren das Ergebnis eines GEMEINSAMEN Wollens!
GEMEINSAM haben sich Menschen in unserem Land zu einer Solidargemeinschaft zusammengeschlossen und ein demokratisches Grundgesetz und ein Sozialsystem zum Wohle aller geschaffen.
GEMEINSAM füllten Menschen und Unternehmen die Schatzkiste des Sozialstaats, aus der Bedürftige problemlos versorgt wurden.
Die letzten Jahrzehnte wurden von den börsenorientierten Großkonzernen und der „Geiz ist geil“-Mentalität der Verbraucher geprägt.
Produkte werden nicht mehr lokal, sondern von multinationalen Konzernen konsumiert, wobei niedrige Preise durch Einsparungen in Produktion und den Löhnen der Erzeuger und Mitarbeiter erzielt werden.
Die dadurch wachsende Zahl von Niedriglöhnen führt zu geringeren Einnahmen im Steuer- und Sozialbereich, während multinationale Konzerne nach Gewinnmaximierung streben.
Dadurch wird die Schatzkiste des Sozialstaats kaum noch gefüllt, obwohl die Zahl der Bedürftigen stetig gestiegen ist.
Westeuropäische Länder verlieren jährlich geschätzte 1.000 Milliarden Euro durch Steuervermeidung. Riesensummen die allerorts fehlen.
Die Kluft zwischen Arm und Reich ist stark gewachsen, das GEMEINSAME Verstehen ist gesunken.
Aus dem ehemaligen MITEINANDER ist zu oft ein Machtkampf um Macht und Besitzansprüche geworden.
GEMEINSAM, dieser Gedanke wird auch unter Begriffen wie zusammen oder vereint publiziert
GEMEINSAM aus dem Mittelalter kommend haben es die Schützen geschafft, als einzige bürgerliche Vereinigung, stets demokratischen Prinzipien folgend und ohne Standesdünkel,
die Jahrhunderte mit Kriegen, verschiedenen Staatsformen, Hungersnöten und Pest bis in die heutige Zeit zu überdauern.
Unser Land braucht dringend wieder dieses GEMEINSAM, darum sollten wir weniger über unsere Feste und Feiern reden, sondern darüber, wie wir Schützen dieses GEMEINSAM tagtäglich mit Leben füllen.
Um die Transformation aus der Industriegesellschaft hin in das digitale Zeitalter erfolgreich werden zu lassen muss dem „Nie wieder jetzt“ ein „GEMEINSAM für die Zukunft“ folgen.
Rene Krombholz
Hier die Rede von Thomas van Dyck
(Rede am Mahnmal zum Stadtschützenfest in Medebach 08.09.2024)
Nachdem wir ein feierliches Hochamt gefeiert haben, gehört das Gedenken an die gefallenen Soldaten genauso zu einem Stadtschützenfest wie das Hochamt.
Hier an unserem Mahnmal wollen wir der Gefallenen Gedenken, aber auch gleichzeitig mahnen wie sinnlos ein Krieg ist.
Obwohl schon eine so lange Zeit vergangnen ist sind wir doch wieder unmittelbar mit Kriegen konfrontiert in der Ukraine, Israel und Gaza, nur um die präsentesten zu nennen.
Insgesamt sind 10 Stück zu nennen in 2024.
Dabei lehrt uns doch die Geschichte, das in einem Krieg kein Sieger hervorgeht sondern immer nur Verlierer. Krieg und Konflikte können nicht mit Krieg und Konflikten bekämpft werden.
Die Feuerwehr kommt auch nicht auf die Idee, eine Ölspur mit Öl zu bekämpfen oder abzustreuen sondern benutzt Bindemittel.
Josef Schreiber hat hier in einer seiner Ansprachen am Ehrenmal einmal das Bespiel genannt, es kommt niemand auf die Idee, einen Rotweinfleck mit Rotwein zu entfernen.
Genauso wenig kann Blut mit Blut und Krieg mit Krieg vergolten oder gelöst werden.
Ich möchte heute hier am Mahnmal einmal ein paar Wortspiele mit ihnen machen, Gedanken teilen und Wörter einmal anders betrachten.
Ich hoffe wenn es nicht ganz richtig ist, das meine Deutschlehrerin mir dieses nachsehen möge.
Wir allen kennen das Wort Gemeinsam, wenn ich dieses Wort einmal auftrenne, kann da gemein und einsam bei herauskommen.
Gemein, waren zum Teil die Taten der Soldaten oder die Befehle, die diese Soldaten ausführen mussten. Gemein, waren die, die diese Gräueltaten befohlen haben.
Gemein auch das große, große Leid, was zugefügt wurde, ob Zivilisten oder Soldaten.
Heute, was ist heute gemein?
Gleichgültigkeit, wegschauen, mobben, hänseln, Egoismus, falsche Ideale und Wertvorstellungen.
Sich nicht an Absprachen halten, feige Anschläge mit Messern wie vorletzte Woche in Solingen, usw.
ich glaube jeder kann aus dem Stehgreif noch 10 Beispiele nennen.
Was passiert als Konsequenz aus solch einem Verhalten ? Man wird einsam, steht alleine da.
Wo ich jetzt auf den 2. Teil des Wortes zurückkommen möchte. Gemein hatten wir, jetzt kommt einsam.
Wenn ich mich nicht an Regeln und Absprachen halte, wenn ich mobbe, wenn ich egoistisch handle und denke, wenn ich falschen Idealen hinterherlaufe,
wenn ich Anschläge verübe, werde ich einsam, stehe alleine da, werde verurteilt und lande in Einzelhaft, dann bin ich plötzlich isoliert und einsam.
Die Soldaten, die hier mit Namen stehen waren bestimmt auch einsam in langen Nächten, in bitterer Kälte, unter Beschuß und viel Leid was sie sehen mussten.
Sie waren mitunter tausende Kilometer fern ihrer Heimat, ihrer Familien.
Aber dann kam die Kameradschaft, keiner ist alleine, keiner konnte alleine etwas erreichen, sie haben sich gegenseitig getröstet und geholfen.
Das alles, und jetzt kommen wir wieder zum Ursprung ging nur " gemeinsam"
Gemeinsam haben die Soldaten gekämpft, gelitten, sich gestützt, geholfen, getröstet, niemand war alleine oder einsam.
Gemeinsam ist ein völlig zerstörtes Deutschland wieder aufgebaut worden.
Und das ist doch die Botschaft, es geht heute nur gemeinsam.
Damals schon und heute immer noch.
Es macht keinen Sinn, alleine für etwas einzustehen, zu organisieren, oder sich gegen etwas zu wehren, es geht nur gemeinsam.
Schützen, schützen, oft zitiert die vergangen Jahre. Schützen haben in den früheren Jahrhunderten ihre Stadt geschützt.
Leider müssen das heute wieder unsere Ukrainischen Schützen in ihrem Land machen.
Aber wir, was schützen wir heute?
Ich hoffe, das wir niemals in die Situation kommen, auch wieder unser Land zu schützen oder unsere Stadt.
Schützen heute, sind glaube ich, eine wichtige Stütze unserer Gesellschaft.
Schützen stehen ein für christliche Werte, für Brauchtum, für Demokratie, Schützen sind nicht rechts einzuordnen, sie stehen für soziales Engagement, für Integration.
Schützen sind Vereine für jung und alt, wir stehen für Humanismus, Toleranz, Gerechtigkeit und Respekt.
Diese ganzen Attribute aber zu erhalten und um uns Gehör zu verschaffen, das geht nur "gemeinsam" in einer starken Gemeinschaft.
Wenn wir uns nicht an diese Tugenden erinnern nützt die ganze Brauchtumspflege nichts dann werden wir zu Vereinen und Bruderschaften wo alte Männer sich treffen, Spaß haben ein Bier trinken und irgendwann Geschichte sind.
Wir brauchen die Gemeinsamkeit des Brauchtums auch für unsere Zukunft.
Wir brauchen genauso gut ein Mahnmal um uns zu mahnen wie schrecklich ein Krieg ist.
"Gemeinsam ist das beflügelte Wort, was ihr alle mitnehmen sollt, gemeinsam feiern wir das Stadtschützenfest, gemeinsam treten wir für Werte ein, gemeinsam sind wir stark und können etwas bewegen,
gemeinsam feiern wir auch unsere Feste, wir können nicht ohne die Dörfer und die Dörfer auch nicht ohne uns in allen belangen.
Gemeinsam können wir auch in Zukunft bestehen, wenn wieder einmal Vorschläge oder Gesetze besprochen werden, die an allen Haaren herbeigezogen sind und absolut jeglicher Grundlage entsprechen, was im Sauerland Schützenwesen ausmacht.
Fragt uns vorher und beschließt nicht einfach, dann ist viel Ärger und Zeit gespart, auch hier " gemeinsam".
Lassen sie mich schließen mit einem Zitat von Richard Dehmel: "alles Leid ist Einsamkeit, alles Glück Gemeinschaft"
Lassen sie uns jetzt " gemeinsam" hier zur Mahnung einen Kranz niederlegen um gemeinsam immer daran erinnert zu werden, das Krieg keine Lösung ist und nur Verlierer hervorbringt.
Thomas van Dyck