Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Montag 22.04.2024

Ein Leben für Freiheit

Ein wunderschöner Sommermorgen, strahlend blauer Himmel, die Sonne spiegelt sich glitzernd in den zahlreichen Brunnen der Aachener Altstadt


wider. Die ersten Konditoreien öffnen, vor den Restaurants und Kaffees werden Tische und Stühle gerückt. Nur wenige Menschen sind unterwegs und kaum jemand nimmt Notiz von den zwei Männern die in angeregter Unterhaltung in Richtung Dom schlendern.

Eine Gruppe Jugendlicher kommt ihnen entgegen, - und geht achtlos vorbei. Wenn ihnen jetzt Stefan Raab oder Paris Hilton entgegen kämen, .. jaaa dann wäre hier was los. Aber auch bei den anderen Menschen finden die beiden Männer keinerlei Beachtung. Es sind eben nur Menschen…..

„Aber was für welche…! denke ich.

Der Ältere ist Ende 2007 95 Jahre alt geworden, weiß ich. Rüstig mit klarem Blick geht er seines Weges, so wie er es sein ganzes Leben gemacht hat.

Zweimal wurde er als junger Mann und Thronfolger des Königreiches Österreich – Ungarn von Adolf Hitler eingeladen – und lehnte ab. Das Buch „Mein Kampf“ hatte er gelesen und das reichte ihm. Nachfolgend half er mit rund 15.000 Juden in Sicherheit zu bringen wurde fortan als Staatsfeind steckbrieflich gesucht, er entkam den Fängen der Gestapo etliche Male um Haaresbreite.

In Zeiten des Krieges verhinderte er durch Gespräche in Amerika ein größeres Bombardement seines Heimatlandes, obwohl ihm die Krone nach Abschaffung der Monarchie entrissen wurde. Später war er Präsident der Paneuropäischen Union und Mitglied im Europarat.

Die Kaiserliche und Königliche Hoheit Otto von Habsburg ist immer Mensch geblieben - weniger auffällig wie vorgenannte Idole der heutigen Jugend. Weniger geleistet hat er nicht – ganz im Gegenteil.

Was wenige wissen: 1989 war er Mitinitiator und Schirmherr des „Paneuropäischen Picknicks“, bei dem an der ungarisch-österreichischen Grenze erstmals für drei Stunden der Eiserne Vorhang zunächst symbolisch geöffnet wurde, was über 600 DDR-Bürger zur Flucht in den freien Westen nutzen. Dieses Szenario gilt als Schlüsselereignis für den friedlichen Fall des Eisernen Vorhanges.

„Eigentlich müssten die Menschen hier Spalier stehen und jubeln“ denke ich – über Politiker wird allerorts geschimpft. Menschen wie ihn – die wünscht man sich oftmals an solche Positionen. Es gibt sie noch – aber sie werden kaum wahrgenommen in dieser schrillen, schnellen und lauten Zeit.

So auch Karl von Habsburg der hier an der Seite seines Vaters geht. „Was mag in den Köpfen der Beiden vorgehen?“ frage ich meine Frau. Karl von Habsburg wird gleich das Amt seines Vaters als Großmeister der Europäischen Schützen übernehmen. Auch er ist in der Paneuropäischen Union tätig, hat weitere Arbeitskreise ins Leben gerufen, ist Hauptmann der Österreichischen Flugtruppe.


„Schau mal der ganze Dreck!“ sagt meine Frau, der Inhalt mehrerer Abfalleimer liegt hier weit über die Strasse verstreut. „Ja – das ist unsere heutige Freiheit!“ antworte ich und denke an einen Sommermorgen im August 1968.
Genau 40 Jahre ist das jetzt her als im Morgengrauen des 21. August Truppen in die damalige CSSR einfielen und der keimenden Freiheit des Prager Frühlings ein Ende bescherten. Ich entsinne mich an Angst als ich Stunden später um mein Leben lief als mir russische Gewehrkugeln um die Ohren flogen, Angst als wir 18 Stunden eingeschlossen im Zug saßen – die bewaffneten Soldaten auf dem Wagondach patrouillierend, Angst als wir auf den abfälligen Satz einer Toilettenfrau unwirsch reagierten und flüchten mussten weil nach Polizei rief, Angst als unser Auto in mehr als 6 Stunden Kleinstarbeit gefilzt wurde – wir hatten etwas mit einer halben Seite westlicher Zeitung eingepackt…..

Freiheit – darunter verstehen wir heute vielfach das Recht zu fordern, zu meckern, zu verletzen. Pflichten sind Fremdwort geworden und es stellt sich zu recht die Frage: wie lange wird das noch gut gehen?

Freiheitskämpfer – die Tiroler Schützen waren solche. Auch Karl von Habsburg hat die Oppositionsparteien in Mittel und Osteuropa unterstützt.

Als Großmeister der insgesamt 6 Millionen Schützen der EGS macht er wenige Stunden später eindeutig klar in welche Richtung seine Arbeit im Bereich der EGS gehen wird und wem er sich verpflichtet fühlt: Gott und den Menschen Europas, der Freiheit.

Solche Führungskräfte hat eigentlich nicht nur das Schützenwesen verdient, aber solche Menschen kennt (kaum) einer. Das wahre Schützenwesen ebenfalls nicht. Eigentlich sehr schade, oder?