Genau wie alle Vereine leiden die Schützen am Nachwuchsmangel. Geringeren Geburtenzahlen stehen gleichzeitig immer mehr Freizeitangebote und auch Computer & Co entgegen.
Bei den Schützenvereinen kommt erschwerdend ein Imageproblem hinzu, welches aktuell auch in der Presse geschürt wird.
Schlagzeilen in der deutschen Presse Herbst 2007:
- 15 jähriger tötet 15 jährige
- geplanter Amoklauf und Selbstmord in Köln
- Koffermord – der Täter erst 17 Jahre
Und immer wieder werden Schützen und Schützenvereine mit diesen schrecklichen Vorkommnissen in Verbindung gebracht. Waffen – Gewalt – Schützenverein! Und wir erwarten, das die Eltern ihre Kinder zu uns schicken? „Schützenpagen laufen Amok“ behaupten in Düsseldorf Garath die SPD und die dortige Linkspartei, als es um die Anschaffung von Lasergewehren für den Jugendbereich des dortigen Vereins geht. Und auch eine Kölner Tageszeitung machte nach dem geplanten Amoklauf herbe Stimmung gegen das Schützenwesen in der Domstadt.
Hier hatte es begonnen: am 26. April 2002, kurz vor 11 Uhr fiel der erste Schuß im Gutenberg- Gymnasium in Erfurt. Etwa 15 Minuten später ist alles vorbei. Der 19-jährige Amokläufer tötete 16 Menschen und sich selber. Er gehört einem Schießsportverein an und damit wird dem Schützenwesen indirekt eine „Mitschuld“ suggeriert. Der Öffentlichkeit auch!
Für Politik und andere Verantwortliche gilt es, die Mitverantwortung an solchen Ereignissen von sich zu weisen: Gewaltvideos, Computer-Mordspiele und Schützenvereine werden in einem Atemzug genannt. Wohl verschweigend, dass seit Jahren Freizeitzentren und Jugendtreffs geschlossen werden, Kinder und Jugendliche weder Anlaufspunkte noch Betreuung haben.
Wenn Deutschland derzeit eine Eskalation der Gewalt bei jugendlichen Tätern verzeichnet dann haben die Schützenvereine mit Sicherheit alles Menschenmögliche getan, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Jugendarbeit im Schützenverein bedeutet deutlich mehr als Kindern und Jugendlichen das Schießen zu ermöglichen. Sie lernen demokratisch mit zu entscheiden, lernen Rücksichtnahme und soziales Miteinander, übernehmen Verantwortung und wachsen in eine Gemeinschaft hinein. Viele Vereine, so auch die Schützen, bieten ausgesuchte Freizeitaktivitäten und Angebote im Nachwuchsbereich.
Die Bilker Schützen in Düsseldorf allen voran Ulrich Müller oder auch Gunnar Frisch suchen seit Jahren den Kontakt zu Schulen um sachkundig Referate über Waffen und Schießsport anzubieten, das als Gewaltprävention gedachte Vorhaben interessiert kaum! An die Adresse der Politik kann man nur sagen: bekanntlich ist es leichter mit dem Finger auf Andere zu zeigen, als erstmal bei sich zu schauen.
So schrecklich diese Taten auch sind: mit Schützen hat das nichts zu tun. Diese „Welle“ ist zu uns aus Amerika herübergeschwappt, aber niemand in den USA bringt Schützenvereine mit dieser Entwicklung in Verbindung. Stark unterschiedliche soziale Strukturen, eine große Kluft zwischen Arm und Reich, zu viele materielle Werte… das sind die Ursachen in den USA.
Auch bei uns hat sich in den letzten Jahrzehnten ein immenser Wertewandel vollzogen. Unsere Gesellschaft ist im Umbruch. Immer mehr Arme, immer mehr Menschen die nicht „mithalten können“ im Konsumrausch, sich sozial benachteiligt fühlen. Kinder und deren Erziehung wird vernachlässigt, aktuell ist jedes 10. Kind in der BRD verhaltensauffällig. Die Verzweiflungstaten junger Mütter, die etlichen Kindern in der Vorweihnachtszeit das Leben gekostet haben, sprechen ebenfalls für sich. Auch hier finden sich meist ähnliche Ursachen. Oder ist dieses auch dem Schützenwesen anzulasten?
Die Stadt Düsseldorf meldet für 2007 gesamt 250 Kinder die wegen Mißhandlungen zu ihrem eigenen Schutz aus dem Elternhaus entfernt und anderweitig untergebracht werden mussten. Eine erschreckende Zahl, Dunkelziffer unbekannt.Hier liegt wohl eher das Problem.Es anzusprechen hieße aber Verantwortung zu übernehmen. Das kann eine Regierung sich offenbar nicht leisten?!
Entgegen den Verlautbarungen der Politik werden in Schulen, Kindergärten und Freizeiteinrichtungen im Herbst 2007 immer noch Stellen gestrichen. Schützenvereine versuchen hier Angebote zu schaffen, um die Kinder von der Straße zu bekommen. Mit Gewehren und Waffen kommen Kinder ohnehin nicht in Berührung. Ab dem 12. Lebensjahr wird für Heranwachsende die sich für den Schießsport interessieren ein völlig harmloses Lichtpunktgewehr genutzt.
Wobei: Schießen im Schießsport hat nichts mit wildem Rumgeballere zu tun. Das aber sind offenbar die Vorurteile schlecht informierter Journalisten und Politiker. Schießsport heißt Körperbeherrschung, Entspannung und Konzentration, ähnlich dem be- und anerkannten Biathlon, nur das ist in den Köpfen vieler Menschen noch nicht angekommen. Schießsport findet unter strengen polizeilichen Auflagen statt und wer hier nicht aufpasst, steht als Verantwortlicher mit einem Bein im Knast (siehe Kasten).
10 % unserer Kinder in Deutschland sind verhaltensauffällig. Hier liegt das Problem, nicht bei den Schützen, die hier seit Jahren entgegenwirken. Ich kann nur hoffen, dass sich die große Zahl von 1,6 Millionen (im DSB gemeldeter) Schützen endlich unabhängig von Vereins oder Verbandszugehörigkeit zusammenschließt und solchen Vorurteilen Paroli bietet - durch Gespräche, Leserbriefe, Publikationen oder Anrufe! Wir können selber beeinflussen in welche Ecke man uns stellt: ins Terrorcamp, an die Biertheke oder vielleicht in den Mittelpunkt eines Stadtteils oder Ortes als anerkannter Sport oder Brauchtumsverein!
Mit einem Bein im Knast
Schießsport findet unter strengen polizeilichen Auflagen statt, geregelt durch die Novellierung des Waffengesetzes.
Bei jedem Training im Schießsport muss, ein in der Waffensachkunde ausgebildeter Schießwart, anwesend sein. Diese Waffensachkundeprüfung muss nach den neuen Richtlinien nachgewiesen sein. Beim Training mit Jugendlichen ist zusätzlich die Jugend-Basislizenz erforderlich.
Mittlerweile wird die Durchführung dieser Vorgaben durch die Ordnungsbehörden überprüft, wird bei einem der meist überraschenden Besuche festgestellt, dass hier gegen die Richtlinien verstoßen wurde, folgt ein Strafverfahren für die Schießleiter aber auch Vereinsvorständen.
Das ist kein Witz: hierbei handelt es sich nicht um ein Kavaliersdelikt sondern um eine Straftat die durch Gefängnis und hohe Geldbußen geahndet wird!
Quelle: © Autor - Rene Krombholz - Weiterverwendung auch Auszugsweise nur mit Genehmigung von www.schuetzenwesen.eu – ausgenommen vereinsinterne Zwecke.