Zeitungsmeldungen wie „Niemand will König werden“ oder „Noch kein König für den Stadtteil“ zeigen auf, das es in vielen Vereinen ,zumindest um die Königswürde, schlecht bestellt ist. Die Gründe dürften unterschiedlich sein: kein Geld, keine Zeit, Angst vor Verantwortung und Gründe persönlicher Art. Was mehr im verborgenen bleibt ist die Situation in den Vereinen. Die zunehmende Zahl von Austritten und eine gewisse Unruhe lassen darauf schließen das,sich Schützenwesen und / oder Menschen verändern.
Hinter uns liegen Jahrzehnte des Wirtschaftswunders, des Wohlstandes.
Kaum einer Nation ging es Weltweit so gut wie der Deutschen. Dieses ist eine absolute Tatsache ,die Auswirkungen auch auf das Schützenwesen hat.
Soziales Engagement, wie es sich die Schützen in die Statuten geschrieben haben, war in diesen fetten Jahrzehnten nicht nur unnötig, es wurde eher mitleidig belächelt. Somit wurde der weiterhin vorhandene soziale Charakter der Schützenvereine nicht mehr publiziert,sondern in den Hintergrund gedrängt.
Was dann für die Öffentlichkeit sichtbar blieb, war das Feiern der Schützen und das passte! Im Deutschland der Nachkriegszeit stand der wirtschaftliche Aufbau im Vordergrund. Daraus resultierte die Arbeitsgesellschaft mit ihrer eigenen Vorstellung( erst die Arbeit dann das Spiel ). Dieses wandelte sich im Laufe der Jahrzehnte und bereits Ende der 60 er Jahre war daraus eine Freizeit-, Erlebnis-, und Spaßgesellschaft geworden.( ich will Spaß.. ich will Spaß )
Das feiern der Schützen passte zu dem Bedürfnis nach Spaß und Part. Nicht wenige traten dem Schützenverein allein aus Gründen der Geselligkeit bei. Über materielle Mittel musste zu dieser Zeit wenig nachgedacht werden. Man schöpfte vielfach aus dem Vollen. So wuchsen Ansprüche und Regularien auch des königlichen Daseins, die heute für viele Bürger nicht mehr aufzubringen sind.
Mittlerweile hat sich in unseren Landen einiges gewandelt. Die Zeiten der Vollbeschäftigung und des absoluten Wohlstandes sind erst einmal vorbei. Wohl jeder Berufstätige muss sich mehr und intensiver um seinen Job kümmern als noch vor Jahren. Das erfordert einen anderen Zeitaufwand. Die Freizeit wird nicht nur knapper, sondern auch als Regenerationsphase wichtiger. Knapper wird durch gestiegene Kosten auch das zur Verfügung stehende Einkommen der Menschen in Deutschland. Hinzu kommt der Wille, sein Geld für eventuell drohende Arbeitslosigkeit oder andere Unwägbarkeiten festhalten zu wollen.
„Es muss gespart werden, an Geld, an Freizeit, ja – und der Schützenverein ist ja auch nicht mehr das was er einmal war…“ ein Gedanke, der in den Köpfen vieler Kameraden kreist, Unzufriedenheit mit sich bringt und zu Austritten führt.
Stimmt – auch das Schützenwesen ist einem Wandel unterworfen und hat besonders in den letzten Jahren das soziale Engagement wieder in den Vordergrund gestellt.
Zu Recht, denn mit der vorherschenden Meinung „Schützen saufen nur“ ist das Schützenwesen dem Untergang geweiht.
Außerdem ist ein Schützenverein keine Fetenclique, sondern dient der Gemeinnützigkeit und / oder dem Sport.
Es dürften nicht wenige Schützenkameraden sein, die sich hiermit (noch) nicht ganz anfreunden können, teilweise orientierungslos sind oder sich sogar ganz aus dem Vereinswesen zurückziehen. Dieser Wandel führt zumindest zeitweise zu einer Orientierungslosigkeit ,bevor eine Neu-Orientierung mit neuer Zielsetzung erfolgt. Dieses Umdenken ist für viele Menschen sehr schwer, bringt Unruhe und für manchen auch Unsicherheit. Querelen sind dann schnell an der Tagesordnung. Die Einen wollen an alterhergebrachten Dingen festhalten, sehen vielfach ihre Position gefährdet – es ging doch immer so ! …. wieder Anderen geht dieser Umbruch nicht schnell genug. Sie drängen und wollen bewegen, - das führt zur Konfrontationen.
Hier ist die Führung der Vereine gefragt. Es gilt neue Ziele zu setzen, diese schmackhaft zu machen und die Mitglieder hierfür zu begeistern. Führen beutet nicht soweit Vorbild zu sein, das geklonte Abbilder geschaffen werden, wohl aber voran gehen, Ziele setzen, Beispiel geben.
Dieses erfordert sehr viel Arbeit und Fingerspitzengefühl, auch vom Führungsstil und Führungsverhalten her. Der autoritäre Führungsstil dürfte ausgedient haben, der laissez faire dürfte ungeeignet sein. Nur mit der dialogischen Führung und sehr viel Aufwand wird es möglich sein, den (nötigen) (Orientierungs) Wandel im Schützenwesen zu vollziehen.
Bei sportlichen Zielen dürfte dieses am ehesten möglich sein.Hier hat sich auch nicht sehr viel an der Zielsetzung geändert. Anders ist es bei den Brauchtumsvereinen die jetzt, statt zu feiern ,die Ärmel hochkrempeln, etwas tun und auch noch Verantwortung übernehmen sollen.
Verantwortung zu übernehmen haben viele – besonders jüngere Menschen – in den letzten Jahren kaum gebraucht, es nicht gelernt.
Hier liegt ein großes Problem, zugleich aber eine große Chance für die Zukunft. Heute muss es darum gehen, bestimmte Dinge erst einmal neu zu vermitteln, (die Wertevorstellung beispielsweise ) und dieses vorzuleben. Morgen werden dann wieder jüngere Menschen den Weg zu den Schützen finden, denn allen Unkenrufen zum Trotz, man glaubt es kaum: die Jugend ist viel besser und anders als ihr Ruf.
In den Wohlstandszeiten der sechziger- bis neunziger Jahre dominierte bei den Jugendlichen der Konsum-Dreiklang von Shopping/ Kino/ Essengehen. Auch die übrige Bevölkerung träumte von weiteren Wohlstandssteigerungen – vom teuren Auto bis zur traumhaften Weltreise. Jetzt in Zeiten von Hartz IV, sinkenden Realeinkommen und unsicherer Zukunftsvorsorge findet ein Umdenken bei den Deutschen statt: Wohlstand fängt mit dem Wohlfühlen an.
Neue alte Bürgerlichkeit ist wieder gefragt.“ Die Jugendlichen im Alter von 14 bis 19 Jahren schätzen das persönliche Glücklichsein sogar höher ein (71%) als die übrige Bevölkerung (67%) und sind auch eher bereit, „für andere da zu sein. Ein Gefühl des Aufeinander-Angewiesenseins breitet sich auch bei den Jugendlichen aus: Zu Wohlstand und Wohlergehen gehören für sie gute Freunde (70%) Werte wie Familie, Freunde, Toleranz, Fleiß, Ehrlichkeit gehören derzeit nach aktuellen und repräsentativen Umfragen zu den favorisierten Werten der Jugend.
Aktuell meldet die repräsentativste Deutsche Jugendstudie ( Shell-Studie) Ende September 2006:
• Der Einsatz für gesellschaftliche Angelegenheiten und für andere Menschen gehört für Jugendliche heute, trotz des geringen Interesses an Politik, ganz selbstverständlich zum persönlichen Lebensstil dazu. Jugendliche engagieren sich in ihrer Freizeit für die unterschiedlichsten Dinge. Dominierend sind jugendbezogene Fragestellungen, wie etwa der Einsatz für die Interessen von Jugendlichen oder auch für bessere Möglichkeiten einer sinnvollen Freizeitgestaltung. Hinzu kommen Aktivitäten für sozial schwache oder benachteiligte Menschen, für ein besseres Zusammenleben
• Das Wertesystem der Jugendlichen weist insgesamt eine positive und stabile Ausrichtung auf. Weiter im Trend liegen, bei beiden Geschlechtern, soziale Nahorientierungen wie Freundschaft und Familie, begleitet von einem erhöhten Streben nach persönlicher Unabhängigkeit. Weiter im Aufwind der Bestrebungen der Jugendlichen befinden sich die Sekundärtugenden, insbesondere Fleiß und Ehrgeiz.
Auf dem Weg ins Morgen
Auf dem Weg nach „Morgen“
Der Weg in die erfolgreiche Zukunft führt über die Jugend