Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Dienstag 26.12.2023

Die „pack‘s an Lethargie“

Handeln ist angesagt... !


Eine, manchmal widersprüchliche , Zeit in der wir leben. Wir fordern Veränderungen, aber keiner geht’s an.
Allerorten wird gemeckert und kritisiert über Dinge, die nicht wie erwartet laufen. Die Verantwortung es besser zu machen, will keiner auf sich nehmen. Egal ob in Unternehmen oder Vereinen, eine Art innere Kündigung zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Gesellschaft. 
 
Um das Image steht es schlecht, die Mitgliederzahlen sinken fast überall. Die Vereine sind überaltert und der Nachwuchs fehlt. Keiner will mehr Verantwortung übernehmen. Die Veranstaltungen sind schlecht besucht, Missmut macht sich breit, überall wird gemeckert, keiner tut was, nichts ändert sich. Eine Situation zwischen Stagnation und Resignation….

Genau das ist typisch für die heutige Zeit. Ein Verhalten, welches sich quer durch unsere Gesellschaft zieht und alle Bereiche des täglichen Lebens betrifft. Diese Entwicklung wird auch von Soziologen bestätigt, die den Begriff „Müdigkeitsgesellschaft“ geprägt haben. Die moderne Informations- und Leistungsgesellschaft mit ihren endlosen Reizen und Möglichkeiten sorgt für eine kollektive Ermüdung.Unlust ist die Reaktion auf den täglichen Leistungszwang sagt der anerkannte Philosoph Byung-Chul Han.Eine weitere Ursache liegt in der Vergangenheit: unsere jüngeren Generationen sind durchweg im Wohlstand aufgewachsen. Ihnen ist das Erreichen von Zielen und Wünschen vielfach zu leicht gemacht worden, so die Experten. Die Antiautoritäre Erziehung hat zu dieser Entwicklung ebenso beigetragen, wie eine mangelnde Werteorientierung.
 
Viele, insbesondere jüngere , Menschen wissen mit dem Begriff „Allgemeinwohl“ letztlich nichts anzufangen. Sie leben in Netzwerken und virtuellen Welten aber kennen den Sinn und Zweck einer Gemeinschaft nicht. Das ICH steht an allererster Stelle, das WIR ist unbekannt. Dieses steht auch im Zusammenhang mit einer wachsenden Vereinsamung der Menschen (BRD 2014: 41% Prozent Single Haushalte).

Wie kommen wir raus aus dem Dilemma?
„Das ist schwer“ sagt Byung-Chul Han in seinem Buch ‚die Transparenzgesellschaft‘ „In unserem Wohlstand sind wir bequem geworden, haben uns zurückgelehnt und die Welt glatt werden lassen!“ Er schließt vom Trend der glatten enthaarten Haut, zu glatten makellosen Skulpturen der Kunst und bringt diese in Einklang mit den glatten Oberflächen unserer Smartphones, mit welchen wir so gerne weich und geschmeidig scrollen.

Unsere Politik ist ebenso geschmeidig geworden, so Han. Er bemängelt die Aalglattheit der Politiker, vermisst Visionen, ebenso wie Charaktere und Auseinandersetzungen die wehtun. Das kann die glatte Politik von heute nicht. „
„Nicht nur Angela Merkel, sondern die meisten Politiker von heute sind dazu nicht fähig. Sie reparieren da, wo das System ausfällt, und zwar im schönen Schein der Alternativlosigkeit. Die Politik muss aber eine Alternative anbieten.“ so der Wissenschaftler.

Das, was für die Politik Gültigkeit besitzt, gilt auch für Führungskräfte in Unternehmen und Vereinen. Mir fällt dazu eine Rede des letzten Kaisers der Ungarn – Österreich Monarchie ein: „Gibt den Menschen Ziele und Visionen und ihr werdet sehen, mit welcher Freude sie schaffen und große Leistungen vollbringen werden!“ so Erzherzog Otto von Habsburg.

Es wird heute immer wichtiger, den Schützenkameraden mehr als nur Feierkultur zu bieten. Natürlich gehören Feiern und Spaß auch dazu, aber das geht auch ohne Schützenverein. Besonders junge Menschen suchen wieder nach Werten und Ideologien. Feiern können sie theoretisch überall. Hier gilt es Wertekultur vorzuleben, Ziele und Visionen zu wecken. Nicht einfach in einer Zeit, die „so glatt“ ist, mangels Vorbilder auch kaum Führungsqualitäten vorweisen kann. Zu wenige sind bereit Verantwortung zu tragen, zu viele sehen sich als Sprachrohr, aber nicht als Kapitän ihrer Gemeinschaft.Im Sommer dieses Jahres erlebte ich den Präsidenten des europäischen Parlaments, Martin Schulz der diese Situation wie folgt beschrieb und sagte: „Europa erlebt zur Zeit einen sehr dramatischen Wandel innerhalb der Gesellschaft. Wir leben inzwischen in einer Welt, in welcher der materielle Besitz und die eigene Karriere im Vordergrund stehen. Der Egoismus nimmt immer mehr Raum ein, das Allgemeinwohl verliert auf breiter Front. So kann keine Gesellschaft funktionieren, kein Ort und kein Land!“ Das allein schon sollte Anreiz sein, umzudenken, Kontrapunkte zu setzen und Visionen zu wecken. Schützen haben die Werte hierzu!

Statt anzupacken, umzudenken und miteinander neue Wege zu gehen hat sich Lethargie breit gemacht.
Schade eigentlich, sind wir Menschen doch die einzigen Lebewesen die in der Lage sind, willentlich mit Sinn und Verstand neue Wege zu gehen.