Als digitale Zeitschrift anerkannt: Deutsche Bibliothek Berlin - Frankfurt - München - ISSN: 2190-9881 - letzte Aktualisierung: Montag 22.04.2024

Schützenfrauen historisch

Mitglieder in den Schützenvereinen verteidigen ihre männliche Domaine oftmals mit der Begründung, Schützenvereine seien immer schon rein männlich gewesen.


Doch aus der Geschichte wissen wir: dem ist nicht so.

Jedes Grüpplein der Landsknechte hatte seit dem 12. Jahrhundert (Spätmittelalter) einen eigenen Marketender (lateinisch, mercatante = Händler, Kaufmann).

Mit der Entstehung der sogenannten Söldnerheere wurden aber immer mehr Frauen zu "Marketenderinnen" Zustande kam dies, weil die Söldner heiraten durften.
So nahmen sie oft ihre Kinder und ihre Frau mit.

Die Frauen wurden dann zu Marketenderinnen. Ihre Aufgabe war es unter anderem, das Heer mit Lebensmittel, Tabak oder anderen Gegenständen für den täglichen Gebrauch zu versorgen. Eine sehr bemühte Marketenderin erledigte aber noch viel mehr - denn sie betreute die Soldaten im Lager, kochte Mahlzeiten, flickte und nähte die Kleidung und hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme im Lager.

Viele Soldaten verdankten den Marketenderinnen ihr Leben, denn sie nahmen sich vielfach der Kranken und Verwundeten an und rettete durch ihre heilkundige Pflege viele Leben. Das Leben der Marktenderinnen war stets hart und gefährlich - denn der Tross konnte immer in ein Gefecht oder Geschützfeuer kommen.

Manchmal wird auch behauptet, die Marketenderinnen seien ausschließlich Prostituierte gewesen, dies stimmt nicht. Zwar gab es auch zu dieser Zeit immer wieder Prostitution (belegt durch ein Reglement der k.k. österreichischen Infanterie von 1769 - "das liederliche Weibsgesindel sollte in den Marketenderzelten keine Unterkunft finden".

Jedoch trat diese Art der Damen erst nach dem dreißigjährigen Krieg auf. 1618-1648) Damals versorgten sich die einzelnen Heere vorwiegend durch Plünderung. Somit wurden die Marketenderinnen eigentlich überflüssig, denn eine „Händlerin“ wurde nicht mehr benötigt. Man plünderte und bekam dadurch alles, was man brauchte. Genauso unbekannt ist, dass der Tross - und somit auch die Marketenderinnen- nach einer Schlacht über das Schlachtfeld zogen und plünderten - Geld wurde immer benötigt.

Im 19. Jahrhundert, als das Heer friedlich in Kasernen untergebracht wurde, verschwand das Bild der Marketenderin aus den Gilden und Soldatenleben.